https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/missbrauch-in-der-kirche-woelki-ist-der-falsche-fokus-17216329.html

Missbrauch in der Kirche : Das Problem ist größer als Woelki

Bischöfe analog: Früjahrs-Vollversammlung in Lingen im Jahr 2019. Bild: dpa

Bei Licht betrachtet hat keine Institution in Deutschland in den vergangenen Jahren auf dem Feld der Prävention so viel getan wie die katholische Kirche. Doch das reicht nicht.

          1 Min.

          Nein, es ist nicht richtig, den Fokus alleine auf den Erzbischof von Köln zu richten. Für die Lage, in der sich die katholische Kirche in Deutschland auf dem Missbrauchs-Feld befindet, tragen alle Bischöfe Verantwortung, wie Georg Bätzing als deren Vorsitzender am Donnerstag zu Recht befand. Doch wie sieht diese Lage aus?

          Bei Licht betrachtet hat keine Institution in Deutschland in den vergangenen Jahren auf dem Feld der Prävention so viel getan wie die katholische Kirche. Auch müsste sie sich vor einer staatlich mandatierten Wahrheitskommission mit umfassenden Vollmachten und Durchgriffsrechten kaum weniger fürchten als die evangelische Kirche, Sportverbände oder Kultusministerien.

          Im Jahr 2021 Sympathie für diese Idee zu zeigen, ist aber exakt elf Jahre zu spät. Unter Bätzings Vorgängern Zollitsch und Marx wurden alle Ansätze blockiert, die Aufarbeitung der Vergangenheit in den einzelnen Bistümern neutralen Gremien zu überantworten und Betroffenen mehr als nur die Rolle als Zeugen zuzubilligen.

          Niemand, ob „konservativ“ oder „liberal“, wollte sein eigenes Tun und Lassen wie das seiner Vorgänger einem unabhängigen Urteil aussetzen. 2018 war Woelki der erste, der aus der Phalanx der bischöflichen Vertuscher ausbrach. Inzwischen hat er sich in den Fallstricken verheddert, die diejenigen aufgespannt haben, denen er gefährlich wurde. Darin liegt seine persönliche Tragik. Die Fehlentscheidungen der Vergangenheit haben alle gemeinsam getroffen.

          Daniel Deckers
          in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

          Weitere Themen

          Erdogans neue Mannschaft

          Türkisches Kabinett : Erdogans neue Mannschaft

          Mit der Ernennung von Mehmet Simsek zum Finanzminister zeigt sich der türkische Präsident offen für eine neue Wirtschaftspolitik. Nicht nur im Finanzressort signalisiert Erdogan mehr Pragmatismus.

          Topmeldungen

          Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der Vereidigung am Samstag mit seinem Kabinett in Ankara

          Türkisches Kabinett : Erdogans neue Mannschaft

          Mit der Ernennung von Mehmet Simsek zum Finanzminister zeigt sich der türkische Präsident offen für eine neue Wirtschaftspolitik. Nicht nur im Finanzressort signalisiert Erdogan mehr Pragmatismus.

          Großprotest in Warschau : Tusks Marsch der „Hoffnung“

          Im Streit um die „Lex Tusk“ der PiS-Regierung mobilisiert Polens Opposition für eine Kundgebung in Warschau Hunderttausende. Die Zuversicht für einen Regierungswechsel im Herbst wächst.
          Friedrich Merz findet am Gendern keinen Gefallen, bei den Öffentlich-Rechtlichen schon gar nicht.

          Kritik an Sendern : Übers Gendern in Medien freut sich nur die AfD

          Friedrich Merz befeuert abermals die Debatte über den Sprachduktus der Öffentlich-Rechtlichen. Wer gendert, meint er, helfe nur den Rechtspopulisten. Der DJV-Chef Frank Überall hält genderscharf dagegen.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.