Verantwortliche ohne Namen
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In der Schusslinie: Kölner Erzbischof Woelki könnte in einem Missbrauchsfall besser im Bilde gewesen sein, als er zugibt (Archivbild). Bild: Picture-Alliance
Hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki 2015 einen Missbrauchsfall vertuscht? Der Verdacht wurde nach Rom gemeldet. Doch der Vatikan ließ die selbstgesetzte Antwortfrist verstreichen.
Fast sechs Wochen sind vergangen, seit der Münsteraner Bischof Felix Genn den Vatikan offiziell darüber informiert hat, dass der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Verdacht steht, 2015 einen Missbrauchsfall vertuscht zu haben. Anweisungen, wie er sich als dienstältester Bischof der Kölner Kirchenprovinz gegenüber dem ranghöheren Erzbischof zu verhalten habe, hat Genn bislang nicht erhalten. Die Rechtslage ist gleichwohl eindeutig: Innerhalb von dreißig Tagen, so hat es Papst Franziskus im Jahr 2019 festgelegt, muss die jeweils zuständige vatikanische Behörde entscheiden, ob, und wenn ja, wie einem Verdacht nachgegangen wird.
Diese Frist ist lange verstrichen. Indes rechnen Fachleute hierzulande nicht damit, dass man in Rom der fraglichen Angelegenheit großes Gewicht beimisst, obwohl es sich bei dem beschuldigten Priester um einen (mittlerweile verstorbenen) väterlichen Freund Woelkis handelt. Hielten der Papst und seine Mitarbeiter das Versäumnis des Kölner Kardinals für gravierend und sähen sie Gefahr im Verzug, hätte der Vatikan längst einen kundigen Kirchenjuristen beauftragt, sich vor Ort ein Bild zu machen. Das ist nach Informationen der F.A.Z. nicht geschehen.
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