Missbrauch und Kirche : Bätzing offen für Wahrheitskommission
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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am 25. Februar bei der Abschlusspressekonferenz der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe. Bild: dpa
Eine staatliche Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche haben die deutschen Bischöfe bislang abgelehnt. Jetzt hat sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz erstmals offen für einen neuen Weg gezeigt.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich erstmals grundsätzlich offen dafür gezeigt, sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland durch eine vom Bundestag eingesetzte Wahrheitskommission aufarbeiten zu lassen. „Ich bin nicht gegen eine Wahrheitskommission“, sagte Bätzing am Donnerstag auf einer Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe. Es sei Aufgabe des Bundestages, darüber zu entscheiden.

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Sollte ein solches Gremium beschlossen werden, müsse es jedoch das „gesamte Feld“ sexualisierter Gewalt in der Gesellschaft in den Blick nehmen, forderte Bätzing. „Wenn das passiert, dann bin ich dafür.“ Bätzings Vorgänger, der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, hatte im September 2018 anlässlich der Vorstellung der Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz als erster ranghoher Kirchenvertreter die Idee für eine „Art Wahrheitskommission“ geäußert. Marx hatte das Thema später aber nicht mehr aufgegriffen.
Bätzing wies am Donnerstag aber Vorwürfe zurück, die katholischen Bischöfe verschleppten Aufklärung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch. Die Bistümer seien „mit allen Kräften“ dabei, den Selbstverpflichtungen nachzukommen, welche sie sich nach der Missbrauchsstudie aus dem Jahr 2018 auferlegt hätten. Er wandte sich zudem dagegen, nur dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki die Schuld an dem „skandalösen Bild“ zu geben, dass die katholische Kirche in Deutschland derzeit biete. Es gebe gewiss „manches zu klären im Erzbistum Köln“, sagte Bätzing. Er nannte es jedoch „allzu kurzschlüssig“, allein den Fokus auf Woelki zu richten. „Alle Bischöfe tragen Verantwortung für die Lage, und wir alle müssen uns der Kritik stellen“, sagte Bätzing.
Angesichts steigender Kirchenaustrittszahlen wollen die Bischöfe zudem erstmals deutschlandweit Haltung und Auffassungen von Katholiken untersuchen lassen. Bislang gibt es dazu nur regionale Studien. Bätzing kündigte nun an, dass sich die Bischöfe an der seit 1973 durchgeführten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der evangelischen Kirche beteiligen würden.