Lega-Chef : Matteo Salvini, der politische Wirbelwind
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Chef der rechtsnationalistischen Lega, Matteo Salvini. Bild: dpa
Er war nicht zimperlich im Wahlkampf und wird es bei der Regierungsbildung auch nicht sein – der Chef der rechtsnationalen Lega möchte nun Premierminister werden. Wer ist dieser Mann, der Italiens politische Landschaft grundlegend verändern könnte? Ein Porträt.
Die Abmachung gilt: Er werde Matteo Salvini von der rechtsnationalen Lega bei der Bildung einer Regierung unterstützen und außerdem die „Geschlossenheit der Koalition garantieren“, sagte Silvio Berlusconi dem „Corriere della Sera“ vom Mittwoch. Die Zusicherung Berlusconis bringt Salvini dem Palazzo Chigi zwar einen Schritt näher. Doch es bleibt noch ein weiter Weg mit vielen Hindernissen, ehe Salvini tatsächlich die Schwelle zum Amtssitz italienischer Ministerpräsidenten überschreiten kann.
Vor dem Wahlsonntag hatten der 81 Jahre Berlusconi, der mit neun Jahren Amtszeit der am längsten dienende italienische Regierungschef der Nachkriegszeit ist, und Salvini vereinbart, dass die stärkste politische Kraft im Rechtsbündnis den Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten stellt. Natürlich hatte Berlusconi erwartet, dass er dies selbst sein werde, sobald er wieder politische Ämter würde innehaben dürfen. Die Demoskopen bestärkten ihn in dieser Hoffnung. Doch den Niedergang seiner konservativen Forza Italia konnte er nicht aufhalten. Nun bleibt Berlusconi die undankbare Rolle des Königsmachers – und die vage Hoffnung, Salvini werde bei der Regierungsbildung scheitern, und hernach werde man wieder nach ihm rufen. Doch Salvini ist ein politischer Naturbursche und Kraftmeier, den schon mancher unterschätzt hat. Schon hat er mit dem Werben um Frustrierte und Abtrünnige bei Matteo Renzis Demokraten und bei der Protestbewegung Fünf Sterne begonnen.
„Italiener zuerst“
Salvini übernahm die Führung der Lega, die 1989 von Umberto Bossi als Regionalpartei des wirtschaftsstarken Nordens gegründet worden war, Ende 2013 und hat sie am Sonntag auf Anhieb zur stärksten Kraft auf der politischen Rechten gemacht. Ihren Stimmenanteil konnte er im Vergleich zur Parlamentswahl von 2013 auf fast 18 Prozent mehr als vervierfachen. Mit seinem Ruf „Italiener zuerst“ hat er den wunden Nerv vieler Italiener getroffen: Wer hilft den italienischen Armen, Arbeitslosen und Alten, wenn der Staat für mehr 600.000 Immigranten sorgen muss? Zimperlich war Salvini noch nie bei seiner Angstmache vor Überfremdung durch afrikanische und muslimische Einwanderer, vor der Bevormundung durch Brüssel, Berlin und die internationale Finanzwelt. Illegale Einwanderer verspricht er, gleich zu tausenden täglich abschieben zu lassen.
Wie ein Wirbelwind reiste er im Wahlkampf durchs Land, schien gleichzeitig am Brenner und an der kalabrischen Stiefelspitze zu sein, von wo er noch rasch nach Sizilien hinübersprang. Er redete in einem fort, ohne dass sein kräftiger Bariton auch nur von einer Spur von Heiserkeit geschwächt worden wäre. Dass er selbst einmal Journalist war, mag ihm beim gekonnten Umgang mit den sozialen Medien helfen. 19 Jahre lang war Salvini Stadtrat seiner Heimatstadt Mailand, er ist Fan des AC Milan. Für Russland und Präsident Putin hat er auch eine Schwäche. Seit 2009 ist er Europaabgeordneter, lässt sich in Straßburg aber eher selten sehen. Aus einer geschiedenen Ehe und einer späteren Beziehung hat er zwei Kinder. Am Freitag wird er 45 Jahre alt.