Maschmeyer und Schröder : Beim Geld beginnt die Freundschaft
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Vereinbart wurde zudem eine Regelung für den Fall, dass das Buch durch seinen Verkauf noch mehr Geld einspielen sollte als die Höhe des Vorschusses. Von jedem weiteren Euro stehen Schröder 80 Cent zu, Maschmeyer 20. Ein verdammt guter Deal für den ehemaligen Kanzler. Eine Sprecherin Maschmeyers tat die Differenz zwischen der von Maschmeyer öffentlich genannten und der mit Schröder vereinbarten Summe ab. Schröder habe eine Million Euro erhalten sollen. Dafür hätten eben unter Berücksichtigung der Steuern zwei Millionen gezahlt werden müssen. Ob Maschmeyer so noch ein „sehr gutes“ Geschäft gemacht hat, darf allerdings bezweifelt werden. Den Verlag der Schröder-Memoiren hatte Maschmeyer gebeten, seine Rolle „im Rahmen des Möglichen diskret“ zu behandeln.
Mindestens so wichtig wie die Summe, die gezahlt wurde, ist jedoch der Zeitpunkt, zu dem das Geschäft vereinbart wurde. Als schließlich, Schröder war längst nicht mehr Kanzler, ein Verlag für die Memoiren gefunden war, schrieb Maschmeyer den jetzt veröffentlichten Dokumenten zufolge an seinen Medienanwalt Matthias Prinz. „Nur Deinen Kontakten, Deinem Know-how und Deiner Kreativität war es zu verdanken, dass man diese zwischen dem Autor und mir schon im August per Handschlag getroffene Vereinbarung nunmehr auch in Schrift und Form ratifizieren konnte.“ Das war Mitte des Jahres 2006. Somit ist klar, dass Maschmeyer nur den August 2005 gemeint haben konnte. Da war Gerhard Schröder noch Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Auf die an sein Büro gerichtete Frage der F.A.Z., ob es sich so verhalten habe, antwortete dieses, es werde dazu keinen Kommentar abgeben. Die Sprecherin Maschmeyers konnte sie ebenfalls nicht beantworten. Maschmeyer selbst saß am Donnerstag im Flugzeug. Er war auf dem Rückweg aus den Flitterwochen. Die Spitzen der SPD, aber auch der Union gingen am Donnerstag in der Hauptstadt in Deckung. Niemand wollte sich zu dem Vorgang äußern.
Keinerlei Scheu
Carsten Maschmeyer war es offenbar egal, welches Parteibuch diejenigen hatten, deren Nähe er suchte. CDU-Mann Christian Wulff gehörte definitiv dazu. Auch ihn schien Maschmeyer für hilfreich zu halten. Im Jahr 2005 hatte er den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten dafür gewinnen können, am 12. Oktober des Jahres vor einem kleinen Kreis in der AWD-Zentrale zu sprechen. Investoren und Aktienanalysten von Großbanken sollten kommen. Der Gastgeber wusste genau, was er von seinem prominenten Redner wollte. „Es wäre äußerst hilfreich, wenn Du die Notwendigkeit der privaten Vorsorge in Deutschland darstellen könntest“, schrieb Maschmeyer an Wulff.
Der Mann aus der Finanzwelt hatte offenbar keinerlei Scheu, Wulff Bitten zu übermitteln, die schon eher als Aufträge daherkamen. Es war im April 2006, als sich Maschmeyer kurz vor einer Sitzung des CDU-Präsidiums mit der Anrede „sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Christian“ an Wulff wandte. Das CDU-Präsidium werde über eine Gesundheitsreform diskutieren, schrieb Maschmeyer. Er fürchtete „langfristig katastrophale Auswirkungen auf das gesamte Gesundheitssystem“, wenn eine Bürgerversicherung eingeführt werden sollte. Maschmeyer wollte Wulff von einem vertraulichen Papier des Vorsitzenden des Verbands der privaten Krankenversicherungen in Kenntnis setzen. „Es würde mich sehr freuen, wenn Du die Zeit fändest, diese Unterlage noch vor der Sitzung zu lesen“, schrieb Maschmeyer an Wulff.
Ob dieser der Empfehlung nachkam, ist nicht überliefert.