„Wir könnten noch eine Million Menschen mehr aufnehmen“
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„Arzt der Armen“: Trabert behandelt Obdachlose in seiner mobilen Praxis Bild: Wolfgang Eilmes
Der Arzt Gerhard Trabert behandelt Obdachlose, fliegt nach Syrien, um dort etwas für Flüchtlinge zu tun und trägt die Kosten für Asylsuchende – gerade das könnte ihn jetzt in den finanziellen Ruin treiben.
Ins Gebüsch unterhalb der großen Straße ducken sich einige Zelte. Dazwischen steht ein Mann, schmal gebaut, mit offenen Wunden an Händen und Armen, er schaut vorsichtig, wer da kommt. „Hallo, ich bin der Arzt“, sagt Gerhard Trabert, gibt ihm die Hand, klopft ihm auf die Schulter. Trabert kommt oft hier vorbei, der Platz ist nur einige hundert Meter vom Mainzer Hauptbahnhof entfernt. Viermal die Woche klappert er mit seinem „Arztmobil“, einem zur Praxis umgebauten Lieferwagen, die Treffpunkte der Obdachlosen ab: diesen Zeltplatz hier, das Männerwohnheim ganz in der Nähe, den Bahnhof, die Innenstadt rund um den Dom und die Zitadelle oben auf dem Hügel über der Stadt. Arzt der Armen, nennen sie Trabert in Mainz. Aber eigentlich ist er viel mehr als das. Spätestens seit der Zeit der Flüchtlingskrise ist er eine politische Figur geworden.

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.
Trabert nimmt den Drogensüchtigen mit zum Auto, um ihm eine Salbe für die Wunden zu verschreiben. Er läuft etwas gebückt. Kürzlich kam er aus dem Norden Syriens zurück, das viele Autofahren dort hat sein Rückenleiden verschlimmert. Er brachte einen Inkubator dorthin, einen jener Kästen also, in denen Frühgeborene betreut werden können. Frauen sind in Kriegsgebieten extremem Stress ausgesetzt, es gibt viele Frühgeburten. Zudem ist in Syrien die Gesundheitsversorgung am Boden, das Assad-Regime zerstört gezielt Krankenhäuser. Da sei der Inkubator ein „Zeichen“, dass man in die fragilsten Wesen investiere, sagt Trabert. Und eine Form des „Widerstands“ gegen die Akzeptanz von brutalsten Menschenrechtsverletzungen.
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