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Kontaktnachverfolgung : Welche Probleme es mit der „Luca“-App von Smudo gibt

Gute Ergänzung zur Warn-App? „Luca“-App Bild: dpa

Einige Politiker dringen auf eine einheitliche App zur Kontaktnachverfolgung. „Luca“ verspricht viel, doch vor dem flächendeckenden Einsatz gibt es Schwierigkeiten.

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          Statt sich in Listen mit Anschrift und Telefonnummer einzutragen, könnten Nutzer von Kontaktnachverfolgungsapps beim Besuch von Restaurants oder Theater ihre hinterlegten Daten etwa per QR-Code übermitteln. Ähnliche Verfahren haben Gastronomen vielerorts bereits im vergangenen Jahr angewandt, um Gästelisten digital vorliegen zu haben, falls das Gesundheitsamt einen Corona-Fall registriert. Seit den Beratungen von Bund und Ländern in der vergangenen Woche zeigen viele Politiker Sympathie für die von Rapper Smudo unterstützte App des Berliner Start-Ups Nexenio. Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), wollte bis zu diesem Montag auf eine bundesweit einheitliche App-Lösung dringen. Mecklenburg-Vorpommern gab am Samstag bereits bekannt, eine Lizenz für „Luca“ erworben zu haben.

          Timo Steppat
          Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

          Dabei gab es auch vor „Luca“ bereits Apps mit ähnlichen Funktionen. Die in der Initiative „Wir für Digitalisierung“ organisierten Softwarefirmen warnen daher vor einer allzu raschen Festlegung auf „Luca“. „Wir haben nicht den Promibonus von Smudo“, sagte Oliver Diederichs, Geschäftsführer des Anbieters „E-Guest“ und einer der Sprecher der Initiative der F.A.Z. „Statt auf eine Lösung zu setzen, sollten wir uns viel lieber auf gemeinsame Standards einigen und Schnittstellen schaffen“, forderte er. Auf derartige Angebote seien die „Luca“-Macher jedoch nicht eingegangen."

          „Luca“ will einheitliche Lösung sein

          Wie der Rapper Smudo sagte, dringt „Luca“ auf die einheitliche Lösung. Das hätte einen großen Vorteil: Wenn sich Nutzer überall mit einer App ein- und auschecken, gäbe es Bewegungsprofile und damit präzise Informationen, wo ein Infizierter andere angesteckt haben könnte. Gäbe es unterschiedliche Apps, entstünden Reibungsverluste. Eben jene Informationen kann die von der Bundesregierung finanzierte „Corona-Warn-App“ aufgrund des Datenschutzes nicht bieten. Die „Luca“-App speichert 14 Tage lang Aufenthaltsorte verbunden mit Name, Anschrift und Telefonnummer von Nutzern; stimmen Infizierte zu, können sie die Daten Gesundheitsämtern zur Verfügung stellen.Bislang lassen die Corona-Verordnungen ein solches Vorgehen jedoch in den meisten Ländern nicht zu. Das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen vertritt die Rechtsauffassung, dass die digitale Kontaktnachverfolgung bereits von der Schutzverordnung gedeckt ist. Dem Einsatz solcher Apps stehe „damit grundsätzlich nichts entgegen“, heißt es auf F.A.Z.-Anfrage. "Solange den Menschen die Wahl gelassen wird, auch die Papierform zu nutzen.“ Die Frage, wie viele Menschen tatsächlich die App installieren und nutzen würden, ist angesichts des geringen Erfolgs der „Corona-Warn-App“ in der Vergangenheit offen.

          „Luca“ muss die Datenübertragung mit den 400 kommunalen Gesundheitsämtern klären. Zwar können Daten an „Sormas“ – das ist die behördliche Software zur Kontaktnachverfolgung – nach Unternehmensangaben übertragen werden, doch ist auch „Sormas“ erst in gut 70 Prozent der Ämter „einsatzbereit“, häufig jedoch nicht im Einsatz. Die Unternehmen der Initiative „Wir für Digitialisierung“, die nach eigenen Angaben 8,5 Millionen Check-Ins dokumentiert haben, stellen in Frage, ob „Luca“ die Infrastruktur habe, den Ansturm eines bundesweiten Einsatzes zu erfüllen – und verlangen eine Ausschreibung.

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