Demokratie! Jetzt!
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Zerstörte Reichstagsfassade (Ausschnitt), fotografiert ca. 1959 Bild: Rheinisches Bildarchiv
Die Demokratie des wiedervereinigten Deutschlands tut gut daran, sich der Geschichte der ersten deutschen Republik, ihrer Kämpfe und ihres Scheiterns zu erinnern. Die Lehren aus diesem Kapitel sind bis heute gültig. Ein Gastbeitrag.
Der Reichsminister des Innern, der Sozialdemokrat Eduard David, sparte nicht mit Superlativen, als er am 31. Juli 1919 im Deutschen Nationaltheater in Weimar die Verabschiedung der Verfassung des Deutschen Reiches mit den Worten feierte, nirgends in der Welt sei die Demokratie konsequenter durchgeführt als in dieser Verfassung; die deutsche Republik sei die „demokratischste Demokratie der Welt“. Unter dem Eindruck des Scheiterns der Weimarer Republik in den Jahren 1930 bis 1933 fallen die Urteile der Historiker und Juristen meist sehr viel kritischer aus. Aber nur vom Ende her zu urteilen wäre einseitig, und das gilt erst recht für die Behauptung, die erste deutsche Republik sei vor allem an ihrer Verfassung gescheitert.
Die Weimarer Reichsverfassung ist der rechtsförmige Niederschlag der deutschen Revolution von 1918/19. Diese Revolution ist nicht als eine der großen, klassischen Revolutionen wie die Amerikanische Revolution von 1776 oder die Französische Revolution von 1789 in die Geschichte eingegangen. An sozialer und politischer Radikalität blieb sie weit hinter der Revolution der russischen Bolschewiki vom November 1917, der sogenannten Oktoberrevolution, zurück. Es konnte auch gar nicht anders sein.
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