
Ich, Lambrecht
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Auftritt Lambrecht: Minister müssen sichtbar sein - aber nicht sichtbarer als ihre inhaltliche Arbeit. Bild: dpa
Der peinliche Silvesterauftritt der Bundesverteidigungsministerin zeigt eine verstörende Tendenz: Politikern wird ihre Inszenierung wichtiger als ihr Amt.
Minister sind auch nur Menschen – aber, wie man inzwischen hinzufügen muss: Menschen, die Minister sind. Zunehmend verstörend erscheint die Tendenz unter Politikern, die Präsentation der eigenen Person in der Öffentlichkeit wichtiger zu nehmen als das Amt. Sicher, beides gehört zusammen, aber eben nicht zu gleichen Teilen. Grotesk wird es, wenn das Ego so groß ins Bild kommt, dass das Ministerium dahinter kaum mehr zu erkennen ist. So wie im Silvestervideo von SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht.
Der peinliche Auftritt der Politikerin vor ihren Followern auf Instagram steht für sich, aber darüber hinaus für die über alle Ufer tretende Begeisterung am Ich. Dies ist in der Politik ebenso zu beobachten wie in der Gesellschaft, fällt aber dort stärker ins Gewicht, wo es ums große Ganze geht. Wenn Lambrecht nicht etwa am heimischen Fonduetopf, sondern vor aller Augen davon salbadert, dass der Krieg in der Ukraine ihr „viele besondere Eindrücke, Begegnungen mit interessanten und tollen Menschen“ beschert habe, zeigt das eine Selbstbezogenheit, die Weltgeschehen zu Lambrechtgeschehen eindampft. Das ist zynisch, aber vor allem deshalb erschreckend, weil die Methode System hat. Die Aufmerksamkeit, die dem Amt zu verdanken ist, soll dem Amtsinhaber nützen.
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