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Besuch bei Panzergrenadieren : Christine Lambrecht lobt den Schützenpanzer Marder

Lambrecht am Donnerstag in Marienberg Bild: EPA

Die Verteidigungsministerin sieht die Bundeswehr für ihre Aufgabe bei der schnellen NATO-Eingreiftruppe gerüstet – auch ohne den Puma. Die Frage, ob Deutschland künftig Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine liefern könnte, lässt sie offen.

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          Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sieht den deutschen An­teil an der schnellen Eingreiftruppe der NATO (VJTF) auch ohne den modernen Schützenpanzer Puma be­reit für einen Einsatz an der Ostflanke des Bündnisses. Nach ihrem Be­such von zwei Kompanien des Panzergrenadierbataillons 371 im sächsischen Marienberg sagte die SPD-Politikerin, es sei „gute militärische Praxis, für solche Fälle vorbereitet zu sein, und das sind wir hervorragend“. Die Bundeswehr verfüge mit den Grenadieren in Marienberg über „Männer und Frauen, die zusammen mit dem Marder diese Aufgabe aus dem Stand heraus erfüllen können“.

          Lorenz Hemicker
          Redakteur beim Chef vom Dienst.

          Als Teil der NATO-Speerspitze stehen die 400 Soldaten des Bataillons zu­züglich der ihnen zugeordneten Un­­ter­stüt­zungskräfte in diesem Jahr innerhalb von 48 bis 72 Stunden be­reit, um an die Grenzen des Bündnisgebiets verlegt zu werden. Dabei sollen sie sowohl für die Abschreckung als auch die Verteidigung bereitstehen. Deutschland kommt 2023 in der VJTF eine besondere Rolle zu. Denn die Bundeswehr hat die Führung der Speerspitze übernommen.

          Das Bataillon, das Lambrecht be­suchte, hatte im Dezember die Auf­gabe kurzfristig übernommen, nachdem bei einem Truppenübungsplatzaufenthalt beim bis dahin vorgesehen Panzergrenadierbataillon 112 binnen kurzer Zeit alle 18 mitgeführten Schützenpanzer Puma ausgefallen wa­ren. Lambrecht hatte daraufhin die Modernisierung und die Beschaffung neuer Pumas gestoppt sowie die Beteiligung an der VJTF an den Ma­rienberger Verband übertragen, der mit dem Marder über einen deutlich älteren, aber bewährten Vorgänger des pannengeplagten Pumas verfügt.

          Gespräche über die Zukunft des Pumas

          Bei den meisten Pumas konnten die Schäden, die bei der Übungsserie aufgetreten waren, schnell behoben werden. Laut Angaben des Verteidigungsministeriums wurden bis Silvester 17 von 18 Puma repariert. An der Entscheidung, dennoch den Marderverband für die VJTF einzuplanen, hatte sich dadurch aber nichts mehr geändert. Wie es mit dem Puma weitergeht, ist offen. Lambrecht wollte am Freitag mit Vertreten der Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall unter Beteiligung von Generalinspekteur Eberhard Zorn zu Ge­sprächen in Berlin zusammenkommen, um über Konsequenzen aus den zwischenzeitlichen Ausfällen zu sprechen.

          Der Bedarf an einsatzbereiten deutschen Mardern war in der vergangenen Wochen sprunghaft ge­wachsen, nachdem die Bundesregierung nach langem Zögern der Ukraine die schnelle Lieferung von bis zu 40 Schützenpanzern des Typs nebst eines Patriot-Flugabwehrraketensystems zugesagt hatte.

          Lambrecht be­kräftigte in Marienberg, dass die Ukraine bis Ende des Quartals so­wohl über die zugesagten Schützenpanzer als auch die dafür auszubildenden Soldaten verfügen werde. Für die Bundeswehr selbst solle die Abgabe „mit so geringen Einschränkungen wie irgend nur möglich“ vonstatten gehen. Lambrecht sagte, sie führe dazu Gespräche mit der Indus­trie und mit Verbündeten, denen Lieferungen bereits zugesagt worden seien. „Aus der aktiven Truppe“, versprach Lambrecht, würden die Marder nicht herausgezogen.

          Aktuell verfügt die Bundeswehr laut eigenen Angaben über 374 Marder, von de­nen aber längst nicht alle auf dem jüngsten Stand und einsatzbereit sind. Wie bei anderen Hauptwaffensystemen gibt es auch Schützenpanzer, die wegen fehlender Ersatzteile „kannibalisiert“ werden müssen.

          Ge­naue Zahlen sind geheim. Die Frage, ob Deutschland auch Leopard-2-Kampfpanzer liefern könnte, ließ Lambrecht offen: „In den Zeiten, in denen wir leben, in denen es so große Herausforderungen angesichts ei­nes Krieges in Europa gibt, sind wir gut beraten, uns immer auf die jeweilige Situation einzustellen.“ Bislang gebe es in der Regierung keine Entscheidung, sie abzugeben.

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