Kommando Spezialkräfte : Geheimnisumwitterte Elitekämpfer
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Kommando im Anflug: Fallschirmspringer der KSK-Soldaten bei eienr Übung Bild: Pressestelle KSK
Das KSK der Bundeswehr teilt das Schicksal von Geheimdiensten: Nichts von dem, was es konkret tut, soll nach außen dringen. Auch über Erfolge dürfen die Spezialkräfte nicht sprechen. Die Geheimhaltung trägt ihren Teil zur Legendenbildung bei. Ein Besuch bei der Eliteeinheit der Bundeswehr.
Man muss ein paar Treppen aufsteigen, um zum Ehrenmal in der Graf-Zeppelin-Kaserne in Calw zu gelangen; ebene Flächen sind im Schwarzwald selten. Auf dem baumumstandenen Platz wird der Kameraden gedacht, die in den hier stationierten Einheiten als aktive Soldaten gestorben sind. Zwei Steine mit darauf angebrachten Metallschildchen stehen für die Toten des Fallschirmjägerbataillons 251 und der Brigade 25 aus der Zeit des Kalten Kriegs. Die meisten sind in der „Nato-Rallye“ zu Tode gekommen - so wird in der Bundeswehr die eilige, oft im übermüdeten Zustand angetretene Heimfahrt ins Wochenende genannt. An der Stirnseite des kleinen Platzes ist in Stein gemeißelt ein Soldat dargestellt, der einen leblosen Kameraden über der Schulter trägt. Hier steht ein weiterer Stein mit neun Plaketten. Es sind die Toten der Truppe, die seit 1996 in Calw sitzt, des Kommandos Spezialkräfte, kurz KSK.
Hans-Christoph Ammon fährt mit dem Finger die metallenen Schilder ab. Dieser sei bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, jener ebenfalls, wie überhaupt auch hier die meisten; der dort bei einem Fallschirmsprung, ein anderer bei einem Tauchunfall. Im Einsatz, so versichert der Brigadegeneral, sei noch kein KSK-Soldat getötet worden. Nur zwei Schwerverletzte habe es in Einsätzen gegeben, die nachhaltig versehrt sind - einer sei immer noch im Kommando. Ammon ist Kommandeur der Eliteeinheit des Heeres, er trägt die Bezeichnung „General Spezialkräfte“; er muss es wissen. Und er versichert, er würde es auch sagen, wenn es anders wäre. Aber es gibt immer wieder andere Behauptungen in der Presse: Gefallene in Afghanistan hätten die Spezialkräfte zu beklagen. Auch die Zahl neun ist schon durch die Blätter gegeistert; vielleicht hat sie ihren Ursprung in dem Stein im Calwer Ehrenhain.
Nichts von dem, was das Kommando konkret tut, soll nach außen dringen
So viel ist gewiss: Das KSK reizt die Neugier und bisweilen auch die Phantasie, seit es aufgestellt wurde, damit auch die Bundeswehr eine Truppe für die ganz besonders heiklen Aufgaben hat. Das liegt in erster Linie an der Geheimhaltung. Nichts von dem, was das Kommando konkret tut, soll nach außen dringen, so lautet einer der zentralen Grundsätze. So hat es der SAS den Deutschen beigebracht, der britische „Special Air Service“, der - neben Amerikanern und der deutschen Polizei-Elitetruppe GSG-9 - bei der Aufstellung des KSK und der Entwicklung seiner Einsatzgrundsätze und Verfahren Pate gestanden hat. So halten es auch die Spezialeinheiten der meisten Nato-Verbündeten.
Über die Einsätze des Kommandos ist daher nur Bruchstückhaftes, Vages, vielleicht auch Verfälschtes bekanntgeworden. Aufgestellt wurde die Truppe auf eine Erfahrung im Jahr 1994 hin. Da mussten Mitarbeiter der Deutschen Welle im vom völkermörderischen Bürgerkrieg heimgesuchten Ruanda gerettet werden. Weil die Bundeswehr keine eigene Truppe hatte, die dafür ausgerüstet und ausgebildet war, übernahmen das damals belgische Para-Commando. 1996 wurde das KSK in Dienst gestellt, nach 1998 kamen die ersten Einsätze.
Auf dem Balkan haben die Männer aus Calw Ende der neunziger Jahre mutmaßliche Kriegsverbrecher festgenommen. Als 2003 deutsche Motorradtouristen in der Sahara entführt wurden, stand ein KSK-Trupp schon bereit - die Sache wurde dann aber doch „humanitär“ gelöst. Vor allem aber wurde das Kommando 2001 erstmals mit einem Bundestagsmandat in einen Einsatz geschickt: in die Anti-Terror-Operation „Enduring Freedom“ nach den Angriffen auf Amerika vom 11. September und der vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärten „uneingeschränkten Solidarität“.