Kriminalität : Zahl der Einbrüche steigt weiter an
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Polizisten stehen am 12.Februar 2015 in Hamburg in einem Lokal, das als Treffpunkt für mutmaßliche Einbrecher gilt. Bild: dpa
In zwei der drei bevölkerungsreichsten Bundesländern steigt die Zahl der Einbrüche weiter deutlich an. Gut organisierte, mobile Banden aus osteuropäischen Ländern und dem Kaukasus machen der Polizei zu schaffen.
Einbrecherbanden aus Osteuropa und Südosteuropa, vor allem Rumänien und Georgien, stellen die Polizei in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen weiter vor große Probleme. In Baden-Württemberg etwa nimmt die Zahl der Einbruchsdelikte seit 2006 ununterbrochen zu.
Etwa 35 Prozent der Verdächtigen stammen nicht aus Deutschland. „Bei Diebstählen haben wir weiterhin eine kritische Entwicklung. Das hängt auch mit den Wanderungsbewegungen zusammen und korrespondiert in manchen Fällen auch mit der Zunahme von Asylbewerberzahlen“, sagte der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD).
Im Südwesten ist die Zahl der Einbruchdiebstähle 2014 noch einmal um 19,4 Prozent gestiegen. 2013 hatten die Einbruchdiebstähle im Vergleich zum Vorjahr sogar um 31,8 Prozent zugenommen. 2012 lag die Steigerungsrate nur bei 4,6 Prozent zu. Gall sagte, es sei zwar gelungen, die Aufklärungsquote von 14 Prozent auf 17 Prozent zu steigern, gleichwohl sei man aber noch nicht am Ziel und habe es geschafft, die Zahl der Wohnungseinbrüche zu minimieren.
Gall fordert, die Bürger müssten wachsamer sein. Es müsse auch geprüft werden, ob es unter diesen Umständen weiterhin sinnvoll sei, die Straßenbeleuchtung nachts abzuschalten. Als Ursache für die hohe Zahl der Einbruchsdelikte nannte Gall die Armut in den Herkunftsländern der Einbrecher und Strukturen organisierter Kriminalität. Landeskriminaldirektor Martin Schatz sagte, die Beute werde von den Einbrecherbanden per Spedition oder per Paketdienst auf „kreative Weise“ abtransportiert.
Gall nannte die Behauptung der Opposition, die Zunahme der Einbruchdiebstähle habe ihre Ursache in der Polizeireform der grün-roten Landesregierung, „etwas dümmlich“, denn dann müssten ja alle Länder, die ähnliche Reformen gemacht hätten, auch ein vergleichbares Problem haben.
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Blenke, sagte, die Regierung habe noch immer kein „Gesamtkonzept“ zur Bekämpfung der Einbruchskriminalität, das könne zum Beispiel darin bestehen, an den Grenzen nach Österreich, Frankreich und zur Schweiz Fahndungsschwerpunkte zu bilden, um so die Reiserouten der Einbrecher zu stören.
In Bayern viele Täter aus Südosteuropa
Auch in Bayern ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Die genauen Zahlen liegen noch nicht vor und sollen im nächsten Monat vorgestellt werden. Schon jetzt zeichne sich ab, dass ein beträchtlicher Teil der Tatverdächtigen aus osteuropäischen Staaten komme, sagte am Donnerstag ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums.
Schon 2013 war die Zahl der Wohnungseinbrüche in Bayern um 11,8 Prozent auf 6385 Fälle gestiegen. Der Trend setzte sich 2014 fort. Im Februar 2014 wurde eine südosteuropäische Bande festgenommen, die in Nordbayern sechzig Einbrüche mit einer Beute von rund 400.000 Euro begangen hatte. Bayern erhöhte im vergangenen Jahr den Fahndungsdruck; die Polizeipräsenz in Wohngebieten wurde erhöht und gezielt Schleierfahnder auf internationale Einbrecherbanden angesetzt.
Aktuellste Zahlen liegen in Nordrhein-Westfalen ebenfalls noch nicht vor, doch heißt es aus dem Innenministerium in Düsseldorf, im ersten Halbjahr 2014 sei die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vergleich zum Vorjahreszeitraum landesweit um 4,8 Prozent zurückgegangen.
Die Strategie einer verstärkten Strafverfolgung von überregional agierenden Banden wirke. „Mobile Täter im Visier“, lautet das Motto der Strategie, mit der Nordrhein-Westfalen gegen diese Banden vorgeht. Das Land hat diese Ermittlungen in den großen Polizeibehörden gebündelt.
Dort arbeiten spezialisierten Fahnder, die Zugriff auf eine gemeinsame Fall- und Täterdatenbank haben. Mehr als 150 sogenannte Intensivtäter, die in der Datenbank erfasst sind, haben auch schon in Belgien und in den Niederlanden Einbrüche und Diebstähle begangen.