Kretschmann zu Corona : „Vor dem Klimawandel hab ich mehr Respekt“
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Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, mahnt vor einer zu schnellen Lockerung der Maßnahmen. Bild: dpa
Baden-Württembergs Ministerpräsident rechnet mit Ermüdungseffekten im Kampf gegen Corona und wirbt für eine „neue Normalität“ ohne „feuchtfröhliche Großparties“. Er warnt zudem, dass die Folgen des Klimawandels die der Pandemie weit übertreffen könnten.
Die Erfolge bei der Eindämmung des Coronavirus bergen nach Meinung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann auch die Gefahr einer neuen Infektionswelle. Er gehe davon aus, dass Ermüdungseffekte eintreten, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist ja auch nur menschlich.“ Es liege an der Politik, unermüdlich darauf hinzuweisen, wie wichtig die disziplinierte Einhaltung der Maßnahmen ist. „Denn sie wirken, das sieht man jetzt.“
Kretschmann warb für eine „neue Normalität“ im Umgang miteinander und im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben. „Eine Normalität, in der Abstand halten und Hygienevorschriften im Mittelpunkt stehen und allen klar ist, dass manches einfach nicht geht“, sagte er. „Große Veranstaltungen mit dicht gedrängten Menschenmassen, feuchtfröhliche Großparties wie der Cannstatter Wasen sind auf absehbare Zeit einfach nicht drin.“
Den Klimawandel hält der baden-württembergische Ministerpräsident allerdings für noch gefährlicher als die Corona-Pandemie. „Wenn wir den nicht gebremst kriegen, wird er die Corona-Krise in den Auswirkungen noch in den Schatten stellen“, sagte der Grünen-Politiker. Vor dem Klimawandel habe er weit mehr Respekt. „Der Klimawandel kann die ganze Welt nachhaltig erschüttern und ihn können wir nicht irgendwann einfach wegimpfen.“ Die Folgen wären Naturkatastrophen, Ernteausfälle, Hunger- und Hitzetote, Flüchtlingsströme und ganze Landstriche, die wegen Dürre oder Überflutung unbewohnbar sind. „Das hat fast eine apokalyptische Anmutung“, sagte Kretschmann. „Wenn das auf uns zukommt, dann gnade uns Gott.“