Krawalle zwischen Yeziden und Islamisten : Wegschauen geht nicht mehr
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Yezidische Protestler in Herford demonstrieren gegen Islamisten Bild: dpa
Die Auseinandersetzungen zwischen Islamisten und Yeziden in Herford zeigen, dass die Kämpfe in Syrien und im Nordirak auch uns betreffen. Die Gefahr durch islamistische Extremisten kann nicht mehr kleingeredet werden.
Wer geglaubt hatte, dass uns weder der Bürgerkrieg in Syrien etwas angehe noch die Barbarei des „Islamischen Staats“ im Irak, wird jetzt eines Besseren belehrt. Wie weit entfernt Karakosch, das bis Mitte der Woche das Zentrum der irakischen Christen war, und Sindschar, der Berg der Yeziden, auch liegen mögen: Was dort geschieht, wirkt sich auch in Deutschland aus. Seit Sympathisanten des „Islamischen Staats“ in Herford auf offener Straße Yeziden angegriffen haben, sind Karakosch, Sindschar und Herford nicht mehr zu trennen.
Viel zu lange haben hierzulande die Politik und die Verbände, vor allem die muslimischen, der Ausbreitung der salafistisch-dschihadistischen Hasskultur tatenlos zugesehen in der irrigen Annahme, dass daraus schon keine Gefahr erwachsen werde. Es war hanebüchen, wie Lokalpolitiker diese Gefahr kleingeredet haben, mit der die Sicherheitsbehörden zunehmend überfordert sind. Wegschauen hat sie nicht kleiner gemacht.
Auch die muslimischen Verbände haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Anstatt klar zu sagen, dass die Barbaren im Nordirak keine Muslime seien, flöten sie weiter, dass der Islam nur Frieden sei. Das wird in der Zukunft nicht reichen, wollen die Muslime, die auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, verhindern, dass auch sie für das Morden zur Verantwortung gezogen werden.
Die Propaganda wird den Propagandisten überleben
Der „Islamische Staat“ unter seinem Anführer Bagdadi wird nicht lange bestehen; dessen Propaganda vom Dschihad aber wird ihn überleben. Denn die Saat, die der „Kalif“ Bagdadi gesät hat, ist giftiger als jene von Bin Ladin. Auf Jugendliche, die aus der Bahn geraten sind, übt sie nicht nur in Herford große Anziehungskraft aus.
Gefordert ist die Innenpolitik, gefordert ist auch die Außenpolitik. Es reicht nicht, den vertriebenen Christen Asyl anzubieten. Je länger die Staatengemeinschaft untätig bleibt, desto weiter greift der Flächenbrand im Nahen Osten um sich. Die irakische Armee kann den „Islamischen Staat“, der durch erbeutete Waffen immer stärker wird, nicht aufhalten, die kurdischen Peschmerga können es auch nicht.
Mit Terroristen wie Bagdadi zu verhandeln ist keine Option. Jene Staaten sollten zur Rechenschaft gezogen werden, die frühe Paten des „Islamischen Staats“ in der Absicht waren, so das syrische Regime zu stürzen. Das Ergebnis dieser Fehleinschätzung ist heute zu besichtigen – in Karakosch, auch in Herford.