Kopp-Verlag : Auf dem Heimatplaneten für rechtsextreme Ufologen
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Viel Beifall für Friedensforscher
Der syrische Diktatur Assad habe eine „klare Analyse“, Präsident Bush sei völkerrechtswidrig in den Irak einmarschiert. Die Nato bezeichne die Russen als böse, um Kriege führen zu können. „Das Leben ist heilig, bleiben Sie bei dieser Position. Es ist egal, ob sie Hartz-IV-Empfänger oder Milliardär sind.“ Ganser bekommt für seine Mischung aus Russophilie, Antiamerikanismus und pazifistischen Aussagen viel Beifall. Es ist wie in jedem dieser Vorträge: Die Autoren nehmen durchaus berechtigte Kritik etwa an der amerikanischen Außenpolitik oder der Flüchtlingspolitik zum Anlass, ihren Zuhörern wilde Theorien anzubieten, mit denen alles in Frage gestellt wird und denen zufolge die westlichen Demokratien nur noch Kartenhäuser aus Lügen sind – gebaut von Juden, Kapitalisten und Geheimdienstlern. Kritische Fragen bekommt auch Ganser nicht gestellt.
Rottenburg ist immer mal wieder als „Schwanzfeder“ des früheren Habsburgerreichs bezeichnet worden. Katholisch, konservativ, solide, bis heute Sitz des Bischofs der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zwei Namen waren in der jüngeren deutschen Geschichte mit der einstmaligen oberösterreichischen Oberamtsstadt verbunden: Eugen Bolz und Joannes Baptista Sproll. Beide waren Nazi-Gegner, Bolz wurde von den Nationalsozialisten hingerichtet. Merkel ist gerade mit dem nach Bolz benannten Preis für ihre humanitäre Flüchtlingspolitik ausgezeichnet worden. Die Bücher des Kopp-Verlags liegen in der Buchhandlung am Rottenburger Marktplatz nicht im Regal.
Rechtspopulistisches Gedankengut
Kann in einer Stadt mit dieser Tradition ein Verlag seine Geschäfte betreiben, der rechtspopulistisches Gedankengut verbreitet, gewissermaßen ein Anstifter mit Massenwirkung für antiwestliches Denken ist? Albert Bodenmiller kämpft seit Jahren gegen den Kopp-Verlag. Allerdings nicht immer mit Erfolg. Bodenmiller war Ortsvorsteher der kleinen Nachbargemeinde Bad Niedernau, und er war Rottenburger Stadtrat. Früher stand er der CDU nahe, er ist heute 78 Jahre alt und politisch mit Lothar Späth und der katholischen Soziallehre groß geworden. Für manche in der CDU ist er ein Querulant, weil er den Frieden in der Kleinstadt immer mal wieder gestört hat. Bodenmiller sitzt im Lesezimmer im Erdgeschoss seines Hauses. Das Bücherregal ist gut bestückt mit Kunstbänden und Ausstellungskatalogen. „Man kann die Bücher des Kopp-Verlags nicht verbieten, wir können auch das Eigentumsrecht des Verlags nicht einschränken.“
Wir sollten aber eine moralische Frage stellen: „Können wir am Sonntag in den Rottenburger Dom gehen und diesem Mann zugleich ein Grundstück verkaufen, damit er seine Giftproduktion weiter steigern kann?“, fragt Bodenmiller. Das ist natürlich eine rhetorische Frage, der Mann hat alles versucht, um die Gemeinderäte von ihrer moralischen Verpflichtung zu überzeugen. Nach langwierigen Diskussionen stimmte der Gemeinderat 2001 für den Verkauf des 3,2 Hektar großen Geländes. „Politik muss auch nach moralischen Kriterien gemacht werden, es kann nicht nur um rechtliche Formalien gehen.“ Doch kann man einen Grundstücksverkauf verweigern, weil einem die Produkte eines Unternehmens nicht passen? Ist es zu rechtfertigen, Einfluss auf die Meinungsfreiheit zu nehmen, indem man die Expansion eines Unternehmens behindert? Ist das die Aufgabe von Kommunalpolitikern?