
Dritte Welle : Das Virus ist rasanter als die Politik
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Infektionszone: Schule in Thüringen Bild: dpa
Die dritte Corona-Welle erfasst rasant die Jüngsten. Die Öffnung von Kitas und Grundschulen war deshalb riskant, aber politisch gewollt. Doch warum wurde dies nicht mit Massentests und Impfungen des Lehrpersonals verbunden?
Auf das Virus ist Verlass. Wie von Virologen und Epidemiologen vorausgesagt, breitet sich die britische Corona-Mutante „sehr rasant“ in der Gruppe der Jüngsten aus, wie es Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts, beschrieb. Die Gefahr einer raschen Ausbreitung der Seuche in der jetzt anlaufenden dritten Welle gerade unter Kleinkindern war den Ministerpräsidenten und der Kanzlerin bewusst, als sie am 10. Februar die schrittweise Öffnung von Kitas und Grundschulen beschlossen.
Auch wenn die weitere Schließung im Sinne des Infektionsschutzes ein „guter Weg“ (Wieler) gewesen wäre, musste die Entscheidung doch in einer Abwägung letztlich (bildungs-)politisch im Interesse von Kindern und Eltern gefällt werden. Weitere Wochen oder gar Monate im Lockdown und mit Homeschooling hätten die ohnehin schon gravierenden psychologischen und pädagogischen Folgen massiv verschärft. Es wäre auch politisch angesichts der pandemiemüden Stimmung im Land nicht mehr durchzusetzen gewesen.
Dass die flächendeckende Öffnung allerdings nicht mit massenhaften Schnelltests und einer vorgezogenen Impfung von Kita-Personal und Lehrern verbunden wurde, gehört zum Bild einer deutschen Krisenbürokratie, die dem sehr rasanten Virus seit Monaten hinterherläuft. Schnelligkeit schlägt Perfektion, lautet eine der wichtigsten Lehren im Kampf gegen Corona. Damit tut sich Deutschland immer noch schwer.