
Corona auch im Herbst : Es geht nicht ohne Impfzentren
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Deutschlands größtes Impfzentrum in den Hamburger Messehallen hat zum 1. September geschlossen. Bild: dpa
Deutschland geht mit wieder steigenden Infektionszahlen und stagnierender Impfquote in den zweiten Corona-Herbst. Ob es sinnvoll ist, jetzt Impfzentren zu schließen, muss bezweifelt werden.
Deutschland geht in einen Corona-Herbst mit einer Quote von gerade einmal etwas mehr als 60 Prozent vollständig Geimpfter. Es ist trotz aller Impfappelle von Politikern, Wissenschaftlern, Künstlern, Sportlern und zuletzt auch von Influencern, die junge Impfskeptiker emotional ansprechen, nicht erkennbar, dass diese Zahl in den nächsten Wochen signifikant steigt. Stattdessen wächst die Zahl der täglichen Neuinfektionen kontinuierlich. Und auch die Zahl der an Covid-19 Erkrankten auf Intensivstationen hat erstmals seit Juni wieder die Zahl von 1000 überschritten.
Die Entwicklung gibt trotz erfreulich gesunkener Todeszahlen auch deshalb Anlass zur Sorge, weil sich das soziale Leben vieler ungeimpfter junger Menschen nicht mehr vorwiegend im Freien abspielt und die geselligen Kontakte wieder mehr in Innenräumen stattfinden. Dort ist die Infektionsgefahr im Blick auf die ansteckendere Delta-Variante des Virus um ein Vielfaches höher. Nicht nur der Virologe Christian Drosten mahnt, dass die derzeitige Impfquote „absolut nicht ausreicht“, um unbesorgt in den Herbst zu gehen.
Ob es in dieser kritischen Lage sinnvoll ist, die vom Staat finanzierten Impfzentren, wie jetzt von einigen Bundesländern begonnen, im großen Stil zu schließen, muss bezweifelt werden. Zwar hat sich der Zulauf dorthin in den vergangenen Wochen deutlich verringert. Nicht zuletzt, weil das im Frühsommer stark ausgebaute Impfangebot in Zehntausenden Hausarztpraxen millionenfach angenommen wurde. Doch gerade viele Jüngere haben gar keine Hausärzte mehr. Für sie wären Impfzentren trotz aller mobiler Impfteams in Brennpunktgebieten oder vor Clubs und Einkaufszentren weiter eine passgenaue, vertrauenswürdige, unkomplizierte Anlaufstelle mit guter medizinischer Beratung vor dem Piks.
Auch mit Blick auf die im Winter notwendigen dritten Auffrischungsimpfungen ist die vollständige Abwicklung nicht unbedingt empfehlenswert. In Bayern hat man dies erkannt. Dort bleiben die Impfzentren mit verringerter Kapazität noch bis in das nächste Jahr hinein geöffnet. Das ist eine weise Entscheidung.