„Wahrscheinlich wird ein bedeutender Teil der Erde quasi unbewohnbar“
- -Aktualisiert am
Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Sonnenblumen und Windräder in Brandenburg Bild: Getty
Der Klimaforscher Johan Rockström glaubt, die Erderwärmung befinde sich auf einem desaströsen Weg. Trotzdem warnt er vor Resignation. Wenn Deutschland und die EU es nicht schafften, werde das alle anderen entmutigen.
Herr Rockström, das UN-Umweltprogramm hat festgestellt, dass die Atmosphäre sich bis 2100 wahrscheinlich um 2,4 bis 2,5 Grad erwärmen wird, wenn alle Staaten nur so viel fürs Klima tun, wie sie bis heute versprochen haben. Vor meinem Haus steht eine Schule. Die Schüler dort werden dann neunzig sein. Wie wird ihre Welt aussehen?
Die ehrliche Antwort ist: Wir wissen das nicht. Und warum nicht? Weil wir solche Temperaturen seit drei Millionen Jahren nie hatten. Im gesamten Erdzeitalter des Quartärs lagen die wärmsten Perioden nur zwei Grad über den Referenzwerten von heute. Und wenn man die viereinhalb Milliarden Jahre der Erde betrachtet, taugt nur das Quartär als Vergleichsmaßstab. Jenseits dieser Periode gab es entweder eine deutlich andere Zusammensetzung der Atmosphäre, oder man hatte andere Kontinente oder andere Eisschilde. Und Temperaturen von plus 2,4 Grad haben wir seit mehr als drei Millionen Jahren nicht mehr gehabt. Deshalb wissen wir nicht so genau, wie es den Schulkindern im Jahr 2100 gehen wird. Aber eines ist sicher: Wir werden jenseits von zwei Grad auf komplettem Neuland sein. Seit der Entstehung des planetaren Zustandes, der den modernen Menschen hervorgebracht hat, gab es das noch nicht. Ich würde eine Erwärmung um 2,4 Grad als Desaster sehen.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo