Halbierung bis 2060 : Studie sieht dramatischen Mitgliederverlust in beiden Kirchen
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Zwei Mitglieder der religiösen Bikervereinigung Christian Motorcyclist Assocation nehmen an einem Gottesdienst im hessischen Niedergründau teil Bild: dpa
Immer weniger Deutsche sind Mitglied einer der beiden großen Kirchen – diese Entwicklung dürfte sich noch beschleunigen: Nach einer Studie wird sich die Zahl von Katholiken und Protestanten bis 2060 nahezu halbieren.
Die beiden großen Kirchen stehen in den kommenden vier Jahrzehnten vor einem eklatanten Schwund sowohl ihrer Mitglieder wie ihrer Finanzkraft. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Projektion des Forschungszentrum Generationenverträge im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).
Die Zahl von Katholiken und Protestanten in Deutschland wird demnach von 44,8 Millionen im Jahr 2017 auf 22,7 Millionen im Jahr 2060 sinken. Die Finanzkraft der Kirchen wird laut der Berechnung bis dahin um 51 Prozent sinken. Die Entwicklungen dürfte in beiden Kirchen weitgehend parallel verlaufen, prognostizieren die Freiburger Forscher um Bernd Raffelhüschen. Verantwortlich dafür ist allerdings nicht wie bisher oft angenommen in erster Linie die allgemeine Alterung der christlichen Bevölkerung, sondern vor allem Kirchenaustritte sowie sogenannte Taufunterlassungen. Raffelhüschen bezifferte das Verhältnis dieser Faktoren auf ein Drittel zu zwei Drittel.
Der Forscher wertete es ebenso wie Vertreter beider Kirchen als Anlass zur Hoffnung, wenn die von der Kirche beeinflussbaren Faktoren wie Austritte wichtiger seien als gedacht. Bei der Präsentation der Daten forderte EKD-Ratsmitglied Andreas Barner seine Kirche angesichts der derzeit noch üppigen Kirchensteuereinnahmen zu einer raschen Reaktion auf: „Für mich ist es fünf vor zwölf, wir müssen jetzt handeln.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, sagte, man gerate ob der präsentierten Zahlen „nicht in Panik“. Die katholische Kirche wolle ihre Arbeit aber „entsprechend ausrichten“. Konkrete Maßnahmen wurden weder von Seiten der EKD noch der Deutschen Bischofskonferenz angekündigt. Raffelhüschen mahnte, die Kirchen müssten ihren Blick insbesondere auf junge Leute zwischen 20 und 34 Jahren richten, die besonders austrittsgeneigt sind, insbesondere wenn sie durch ihren Eintritt ins Erwerbsleben zu Kirchensteuerzahlern werden. Der Volkswirt warnte zudem, der gegenwärtige Boom bei den Einnahmen aus der Kirchensteuer beruhe auf einer Reihe von Sondereffekten und werde schon bald enden.