https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kirchen-und-corona-schicksalsfragen-in-zeiten-der-pandemie-16691167.html

Kirchen und Corona : Schicksalsfragen in Zeiten der Pandemie

Gottesdienst am Sonntag in Winterbach im Remstal in Baden-Württemberg. Bild: dpa

Angesichts der Bilder von Kirchenräumen voller Särge steht jedes biblische Deutungsangebot unter dem Vorbehalt der Bagatellisierung. Gottesrede gerät an die Grenzen von Verstand und Gefühl.

          1 Min.

          Nichts könnte die Gegenläufigkeit von christlicher Religion und der Dynamik einer sich mit Naturgewalt bahnbrechenden Pandemie stärker illustrieren als der Name des gestrigen vierten Fasten- oder Passionssonntags. Traditionell markiert der Sonntag „Laetare“ („Freue Dich“) die Mitte der österlichen Bußzeit, symbolisiert in einem zarten Rosa anstelle des strengen Violetts der liturgischen Gewänder. Doch angesichts dessen, was in Italien und Spanien längst Realität ist und vielen anderen Staaten, darunter auch Deutschland, noch bevorstehen könnte, kann niemandem nach vorösterlicher Freude zumute sein.

          Angesichts der Bilder von Kirchenräumen voller Särge, um die sich keine Gemeinde mehr scharen darf, um den geliebten Menschen das letzte Geleit zu geben, steht jedes biblische Deutungsangebot unter dem Vorbehalt der Bagatellisierung. Mehr noch: Die Gottesrede selbst stößt an die Grenzen des Gefühls wie des Verstandes. Und das wohl nicht nur im Christentum.

          Auch Moschee- und Synagogengemeinden erleben Auflösungserscheinungen gemeinsam erlebter Religiosität, für die die Überlieferung mutmaßlich keine Sinnhorizonte bereithält. So dürfte es auch zu den Fragen dieser Tage gehören, ob und wie die Pandemie womöglich die Transzendenzvorstellungen der Menschheit verändert. Für Antworten ist es aber viel zu früh. Das liturgische Osterfest ist in drei Wochen. Der Karfreitag wird es überdauern.

          Daniel Deckers
          in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

          Weitere Themen

          Erdogans neue Mannschaft

          Türkisches Kabinett : Erdogans neue Mannschaft

          Mit der Ernennung von Mehmet Simsek zum Finanzminister zeigt sich der türkische Präsident offen für eine neue Wirtschaftspolitik. Nicht nur im Finanzressort signalisiert Erdogan mehr Pragmatismus.

          Topmeldungen

          Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der Vereidigung am Samstag mit seinem Kabinett in Ankara

          Türkisches Kabinett : Erdogans neue Mannschaft

          Mit der Ernennung von Mehmet Simsek zum Finanzminister zeigt sich der türkische Präsident offen für eine neue Wirtschaftspolitik. Nicht nur im Finanzressort signalisiert Erdogan mehr Pragmatismus.

          Großprotest in Warschau : Tusks Marsch der „Hoffnung“

          Im Streit um die „Lex Tusk“ der PiS-Regierung mobilisiert Polens Opposition für eine Kundgebung in Warschau Hunderttausende. Die Zuversicht für einen Regierungswechsel im Herbst wächst.
          Friedrich Merz findet am Gendern keinen Gefallen, bei den Öffentlich-Rechtlichen schon gar nicht.

          Kritik an Sendern : Übers Gendern in Medien freut sich nur die AfD

          Friedrich Merz befeuert abermals die Debatte über den Sprachduktus der Öffentlich-Rechtlichen. Wer gendert, meint er, helfe nur den Rechtspopulisten. Der DJV-Chef Frank Überall hält genderscharf dagegen.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.