„Es würde sich schon viel ändern, wenn die Männerwelt aufgebrochen wird“
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Reinhard Kardinal Marx spricht im Interview mit der F.A.S. über Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal. Bild: F.A.S.
Dürfen Frauen Priester werden? Ist der Zölibat noch zeitgemäß? Die katholische Kirche prüft nach dem Missbrauchskandal ihre Strukturen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz sagt, was sich ändern muss – und was nicht.
Im vergangenen Jahr sind 216000 Katholiken aus der Kirche ausgetreten, dreißig Prozent mehr als 2017 und fast so viele wie im Rekordjahr 2014, als der Skandal um den damaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst aufgedeckt wurde. Wie erklären Sie sich den Schwund diesmal, Herr Kardinal?
Das ist Teil einer Entwicklung, die es seit Jahrzehnten in allen westlichen Ländern gibt und die in Deutschland besonders sichtbar wird, weil die Kirchenzugehörigkeit für viele mit der Kirchensteuer verbunden ist und so ein Austritt oft konkrete finanzielle Folgen hat. Wenn sich Menschen über kirchliche Skandale empören, sehen wir das sofort in den Zahlen. In meiner Kindheit wäre es sozial unvorstellbar gewesen, dass jemand aus der Kirche austritt. Wir wollen aber nicht in frühere Zeiten zurückgehen, in geschlossene Milieus und Gesellschaften, wir müssen nach vorne gehen, die jetzige Situation annehmen und neue Glaubwürdigkeit gewinnen.
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