Der Hecht im Haifischteich
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Norbert Röttgen will die CDU wieder stark machen, wenn er zum Parteivorsitzenden gewählt wird – aber will die CDU das auch? Bild: Lucas Bäuml
Norbert Röttgen hat sich mit Mut und Brillanz eine neue Chance im Kampf um den CDU-Vorsitz erkämpft. Seine Kritiker aber sagen: Er kennt nur sein Ego.
Es gibt zwei Erzählungen von Norbert Röttgen. Die eine erzählen die, welche ihn an der Spitze der CDU sehen wollen. Sie handelt von Brillanz, Mut und Pflicht. Die andere erzählen seine Konkurrenten. Sie handelt oft ebenfalls von Brillanz und Mut, nur das dritte Wort ist anders. Nicht Pflicht, sondern Ego. Oder Eitelkeit.
Zum Beweis werden Äußerlichkeiten angeführt: Röttgens Anzüge, die immer ein wenig besser seien als die der anderen, seine geschliffenen Manieren, sein Tonfall. „Er spricht das elaborierteste Oxford English im Bundestag“, sagt einer. „Er ist telegen“, sagt ein Zweiter. „Zu gut angezogen, zu schön, zu intelligent“, meint ein Dritter. Zu intellektuell. Ein Vierter erzählt einen Witz: Frage man einen normalen Menschen nach der Uhrzeit, sage der: Es ist neun Uhr. Frage man Röttgen, sage der: „Das ist ein fundamentales Problem. Zeit ist eine Kategorie der Wahrnehmung.“ Und dann kommt manchmal der Spitzname aus der Zeit, bevor Angela Merkel mit Röttgen brach: „Muttis Klügster“. In Schülerzeiten hätte es „Lehrers Liebling“ geheißen oder einfach „Streber“.
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