
Jenseits des Holocausts
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Ein Mann trägt anlässlich einer Kranzniederlegung vor der Synagoge in Dresden am 9. November 2021 eine Kippa. Bild: dpa
Viele Deutsche wissen erschreckend wenig über das jüdische Leben in ihrem Land. Ein „Festjahr“ sollte das 2021 ändern. Aber auch dieses Projekt musste der Pandemie Tribut zollen.
Im zurückliegenden Jahr ist in diesem Land ein Jubiläum begangen worden, das in dieser Weise lange kaum vorstellbar war: „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Ein „Festjahr“ sollte es sein, so wollte es der gleichnamige Verein aus Juden und Nichtjuden, der die Veranstaltungen koordiniert hat: Zum ersten Mal seit Menschengedenken sollte deutschlandweit die Geschichte der Juden hierzulande in ihrer gesamten Bandbreite gewürdigt werden, vom ersten schriftlichen Beleg für die Existenz einer jüdischen Gemeinde auf deutschem Boden in Köln im Jahr 321 an bis zur Grundsteinlegung einer neuen Synagoge in Potsdam im November 2021.
Manches wurde gegen das Projekt eingewandt: Angesichts des um sich greifenden Antisemitismus gebe es nichts zu feiern, hieß es. Zu lesen war auch, das Festjahr spiegele fälschlicherweise eine Kontinuität jüdischer Geschichte vor, die es so gar nicht gegeben habe; das „deutsche Judentum“ sei 1945 unwiederbringlich erloschen. Darüber lässt sich streiten. Außer Frage stehen sollte aber das Hauptanliegen dieses Jubiläums: Ohne die Schattenseiten der jüdischen Geschichte in Deutschland auszublenden, sollte ein breit gefächertes Publikum mit der jüdischen Tradition und Kultur vertraut gemacht werden. So hat es Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, anlässlich der Eröffnung im Februar formuliert.
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