Gesundheitsminister Spahn : „Impfen ist der Weg aus der Krise“
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Die Arztpraxen bildeten „einen wichtigen Schutzwall für die ohnehin schon stark belasteten Kliniken“, betonte der Präsident der Bundesärztekammer. Dieser Wall dürfe „keine Risse“ durch krankheitsbedingte Ausfälle bekommen. Deshalb müssten die niedergelassenen Ärzte und ihre Mitarbeiter „so frühzeitig wie möglich“ geimpft werden. Besonderen Schutz benötigten auch ambulant tätige Ärzte. Sie stünden bei der Versorgung von Corona-Infizierten in der ersten Reihe.
Spahn fordert Geduld
„Wenn wir natürlich weiterhin die Priorisierung des Bildungssystems und auch den Fokus der Offenhaltung von Schulen haben, dann muss man sich darüber verständigen, ob die Eingruppierung der Lehrkräfte jetzt in die Impfgruppe 4 weiter so belassen werden kann oder ob man hier noch mal neu diskutieren muss“, sagte derweil der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, am Donnerstag im Deutschlandfunk.
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat die Prioritätenliste der Ständigen Impfkommission für die Impfung gegen Covid-19 kritisiert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn müsse die pflegenden Angehörigen auf die gleiche Prioritätsstufe setzen wie den Pflegebedürftigen selbst, erklärte Vorstand Eugen Brysch am Freitag in Dortmund. „Damit werden die Pflegepersonen mit den Pflegeberufen gleichgesetzt. Das macht auch praktisch Sinn, denn in der Regel bringen die pflegenden Angehörigen die hochbetagten Menschen zu den Impfzentren.“
Ebenso müssten intensivbeatmete, schwerkranke Patienten, die zuhause versorgt werden, auf die Prioritätsstufe 1 gesetzt werden, forderte Brysch. „Es ist unverantwortlich, dass diese kleine, aber schwer belastete Gruppe erst im Sommer geimpft werden soll.“
Zwei Milliarden Dosen für die EU
Am Donnerstag machte Spahn noch einmal deutlich, dass es dauern wird, bis alle Zugang zur Impfung erhalten: „Wer nicht über 80 ist und nicht im Alten- oder Pflegeheim ist, muss sich noch ein Stück gedulden“, sagte er der „Welt“. „Also bitte nicht am 27. (Dezember) dann alle schon irgendwie versuchen, einen Termin zu kriegen und zu ordern. Wir fangen erstmal an mit den Höchstbetagten und Gefährdeten.“
In mehreren Staaten ist das Biontech-Pfizer-Vakzin bereits zugelassen und haben die Impfkampagnen begonnen, darunter in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Kanada. In den Vereinigten Staaten dürfte auch das Mittel von Moderna in Kürze zugelassen werden. Eine Impfkommission votierte dort am Donnerstag für die Zulassung dieses Impfstoffs.
Die EU-Kommission verhandelt zudem mit dem amerikanischen Unternehmen Novavax über den Kauf von 100 Millionen Dosen Corona-Impfstoff. Es handelt sich um den siebten Vertrag, den die EU mit einem Pharmahersteller schließen will, um sich Chargen zu sichern. Europa stünden bei Vertragsabschluss insgesamt mehr als zwei Milliarden Impfdosen zur Verfügung.
Gedenken für die Opfer?
Die Lage in den deutschen Kliniken blieb am Donnerstag angespannt. Die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen stieg auf 4856, also 20 mehr als am Vortag, wie der Tagesreport der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) am Donnerstag zeigte. 57 Prozent von ihnen werden demnach invasiv beatmet. Anfang Dezember lag die Zahl der Covid-19-Fälle, die auf Intensivstationen behandelt wurden, noch bei unter 4000.
FDP-Generalsekretär Volker Wissing rief die Menschen angesichts der aktuellen Pandemielage dazu auf, die Kontakte auch an Weihnachten auf das Nötigste zu beschränken. „Es ist nicht entscheidend, wie viele Kontakte erlaubt sind, entscheidend ist, ob die Kontakte überhaupt nötig sind und dass die Abstands- und Hygieneregeln konsequent eingehalten werden“, sagte Wissing der „Rheinischen Post“. „Man sollte sich auch an Weihnachten nur mit den Menschen treffen, denen man im Alltag ohnehin begegnet.“
Die Bundesregierung erwägt einem Bericht zufolge derweil eine zentrale Gedenkveranstaltung für die Corona-Opfer. „Auch der Bundesregierung ist es ein wichtiges Anliegen, ein Zeichen zu setzen, dass die Verstorbenen nicht vergessen sind und das Leid der Betroffenen gewürdigt wird“, sagte ein Regierungssprecher den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Angedacht wurde bisher etwa die Ausrichtung einer zentralen Gedenkveranstaltung.“ Aufgrund der derzeitigen Pandemielage sei aber noch nicht mit einer konkreten Planung begonnen worden.