Israels Botschafter in Deutschland : „In Berlin wurden Juden verfolgt wie 1938“
- Aktualisiert am
Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman Bild: picture alliance / Eva Oertwig/S
Yakov Hadas-Handelsman äußert sich entsetzt über die antisemitischen Parolen auf Kundgebungen zum Gaza-Konflikt. Die Meinungsfreiheit werde von Islamisten sowie Rechts- und Linksextremisten missbraucht.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, hat sich entsetzt über antisemitische Parolen bei Kundgebungen in Deutschland im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt geäußert. Die Meinungsfreiheit werde von Islamisten, Rechts- und Linksextremisten dazu missbraucht, eine Kultur des Hasses und der Gewalt in die deutsche Debatte zu importieren, schrieb er in einem Beitrag für die „Berliner Zeitung“ (Dienstag).
In den Straßen Berlins seien Juden verfolgt worden wie 1938. Wenn es so weiter gehe, fürchte er, dass unschuldiges Blut vergossen werde. „Jetzt ist es Zeit zu handeln“, forderte Hadas-Handelsman. Ähnlich erschrocken äußerte er sich auch in der Oldenburger „Nordwest-Zeitung“ (Dienstag).
Der Antisemitismusbeauftragte des American Jewish Committee, Stephan Kramer, sagte der Zeitung „Die Welt“ (Dienstag): „Was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, lässt mich daran zweifeln, dass die jüdische Minderheit in Europa sicher ist.“ Wenn solche Demonstrationen zuverlässig in Gewalt und Hass umschlügen, „gibt es keine Alternative zu einem Verbot“.
Bei Palästinenser-Demonstrationen waren Hetzparolen gegen Juden gerufen und Steine auf Polizisten geworfen worden. In Berlin musste die Polizei einen Juden vor Angriffen schützen. In Essen wurden 14 Personen festgenommen, die eine Aktion gegen die Alte Synagoge geplant haben sollen.
Auch deutsche Politiker zeigten sich beunruhigt. CDU-Generalsekretär Peter Tauber verlangte am Montag: „Null Toleranz“. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner sagte: „Antisemitismus, in welcher Form auch immer, ist in keiner Weise akzeptabel.“ Der Grünen-Innenpolitiker im Bundestag, Volker Beck, forderte Politik, Medien, Religionsgemeinschaften und Polizei auf, sich „der Welle antisemitischer Hetze“ energischer entgegenzustellen.