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Schwache Viertklässler : Die deutsche Bildungsmisere

  • -Aktualisiert am

Grundschüler in Laatzen, Niedersachsen Bild: dpa

Deutsche Grundschüler sind schlecht im Lesen, Schreiben und Rechnen. Das liegt nicht in erster Linie an der Pandemie oder an Migrations- und Sozialproblemen, sondern an Fehlern der Politik.

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          Ein Fünftel der Viertklässler in Deutschland erreicht nicht einmal die Mindestanforderungen beim Lesen, in der Rechtschreibung und in der Mathematik. Schon am Ende der Grundschulzeit werden diese Kinder um ihre Zukunft gebracht. Das vom Bundesverfassungsgericht geforderte Recht auf ein Bildungsminimum wird nicht eingelöst.

          Für die niederschmetternden Ergebnisse sind pandemiebedingte Einschränkungen nur zum Teil verantwortlich zu machen, sie haben eine negative Tendenz seit 2016 allenfalls noch verstärkt. Es liegt auch nicht an einem wachsenden Anteil von Schülern mit Migrationsgeschichte oder Kindern aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien.

          Hamburg hat sich hochgearbeitet

          Hamburg gehört zu den Ländern mit einem besonders hohen Anteil solcher Kinder und hat es geschafft, sich durch konsequente Leistungskonzentration, verpflichtende Förderangebote und eine Fokussierung auf die Kernkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen hochzuarbeiten. Das hat gut zehn Jahre gedauert und ist nicht beendet, aber es gelingt.

          Bremen und Berlin, seit Neuestem auch Brandenburg schaffen es nicht, die hausgemachte Bildungsmisere zu beenden, weil sie entweder nichts tun oder sich verzetteln. Jetzt ist eine gemeinsame Anstrengung der Länder gefordert: eine Verständigung auf verpflichtende Sprachstandserhebungen im Kindergartenalter, auf einheitliche Sozialindizes in allen 16 Ländern, auf eine Förderung der Schwachen.

          Die Grundschulen werden sich auf bewährte Übungen besinnen müssen: lautes Lesen, Silbenklatschen, Silbentrennung, Diktate, die Zuordnung von Lauten zu bestimmten Buchstaben, die Einübung eines grundlegenden Zahlenverständnisses.

          Das sagen jetzt auch die Bildungsforscher, die sich vor zehn Jahren mit solch scheinbar vorsintflutlichen pädagogischen Ratschlägen noch blamiert hätten. Statt eines Talentschulen-Programms nach Ampelvorstellungen wäre jetzt eine gezielte und verpflichtende Förderung der Risikoschüler wichtiger. Es ist höchste Zeit, sich darauf zu konzentrieren.

          Heike Schmoll
          Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

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