Konservative in Sneakern
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Paul Ziemiak, Tilman Kuban und Markus Blume beim „Deutschlandtag“ der Jungen Union am 16. Oktober in Münster Bild: Daniel Pilar
Die Junge Union ist auf der Suche nach einer neuen Außendarstellung. Manche ihrer Mitglieder wollen die Rhetorik abrüsten und den Kleidungsstil ändern. Aber wofür stehen die Jungkonservativen?
Der Dom in Münster ist bis in die hinteren Bänke gefüllt, das war er lange nicht. Es ist ein kalter Abend, dicht an dicht stehen junge Leute in dunklen Mänteln. Sie singen „Großer Gott, wir loben Dich“, ohne auf den Text zu schauen. In der Predigt geht es darum, wie wichtig es ist, etwas zu wagen – aber mit Bedacht. Hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich hier von Predigten bei Anlässen wie diesen, die waren progressiver als so mancher Leitantrag. Als nach der Messe alle auf den Domplatz treten, deutet einer auf die wartenden Busse und ruft, dort stehe Bier kühl, das müsse leer werden.
Die Junge Union (JU) hat bei ihrem Parteitag am vergangenen Wochenende in Münster viel mit den Fehlern anderer zu tun gehabt. Aber auch ihr eigenes Problem wurde sichtbar. Wer der JU mit 18 Jahren beigetreten und heute knapp unter 35 ist, dem Höchstalter für Mitglieder, hat nur Angela Merkel als Kanzlerin erlebt. Er musste sich nicht über den Zustand der Gesellschaft aufregen und sich nicht fragen, wer er ist. Die Junge Union war ein Hort unterschiedlicher Grundsätze, was nicht weiter negativ auffiel, man vertrat ja als Volkspartei das Volk. Jetzt geht das nicht mehr. Einige sind deshalb traurig oder beleidigt. Viele sind verstört.
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