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Ende der Impfzentren : Die wirklich letzte Spritze

Eine der letzten Corona-Impfungen im Mainzer Impfzentrum Bild: Frank Röth

Viele verbliebene Impfzentren schließen – mit ihnen verschwinden die wohl sichtbarsten Zeichen der Corona-Krise. Ist das Aus der Einrichtungen der Beginn einer neuen Normalität?

          5 Min.

          Ekkehard Kerp führt die Aufklärungs­gespräche. Aber kurz vor Schluss kommt kaum noch jemand, den er aufklären könnte. Also sitzt der Arzt am Schreibtisch in seiner Kammer und schaut Videos auf dem iPad – so lange, bis doch noch jemand kommt. Alle paar Tage ist Kerp aus seiner Hausarztpraxis in der Nähe von Koblenz ins Mainzer Impfzentrum gefahren, um zu helfen. Zwei Jahre ging das so, seit dem Beginn der Corona-Impfkampagne. „Am Anfang haben wir hier sehr große Zahlen gestemmt“, sagt Kerp. Mehrere Tausend Impfungen pro Tag. Die Menschen standen Schlange, wurden im Akkord durch die verschiedenen Stationen geschleust: Anmeldung, Aufklärung, Impfung, Abmeldung. Kerp sagt: „Die Impfzentren waren schon sinnvoll.“

          Kim Björn Becker
          Redakteur in der Politik.

          Das war einmal. Zum Jahresende schließen praktisch alle der verbliebenen Einrichtungen dieser Art – auch das Impfzen­trum im Mainzer Westen, das in einem alten Schulgebäude untergebracht war. „Es hat alles seine Zeit“, sagt Kerp. „Wir haben viel geleistet. Aber jetzt ist es von Aufwand und Ergebnis her so, dass man sich etwas anderes überlegen muss.“ Inzwischen haben laut Angaben des Robert-Koch-Instituts insgesamt fast 65 Millionen Menschen in Deutschland mindestens eine Corona-Impfung erhalten, das sind fast 78 Prozent der Bevölkerung. Viele sind mehrfach geimpft. Insgesamt wurden binnen zwei Jahren mehr als 190 Millionen Spritzen gesetzt – viele davon in den Impfzentren der Länder, deren Zahl auf dem Höhepunkt bei mehr als 400 bundesweit lag.

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