Staatlich anerkannte Flüsterer
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Bild: dpa
Lobbyismus hat einen ziemlich üblen Ruf. Dabei geht es um nichts Schlechtes – wenn Regeln beachtet werden.
Der Deutsche Brauer-Bund benennt jedes Jahr einen Botschafter des Bieres. Aufgaben sind damit nicht verbunden, es ist ein Ehrentitel. Derzeit ist Sigmar Gabriel der Botschafter. Er löste 2019 Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ab und sollte längst auch seinen Nachfolger präsentiert haben. Aber coronabedingt bleibt er vorerst „im Amt“. Gabriel ist inzwischen aus dem Bundestag ausgeschieden und zur Deutschen Bank gegangen. Das hat ihm den Vorwurf des Lobbyisten eingebracht, obwohl er dort im Aufsichtsrat sitzt. Das ist im eigentlichen Sinn keineswegs Lobbyismus, also eine bezahlte Interessenvertretung. So ähnlich verhält es sich auch mit dem Bier-Botschafter. Zumeist sind es Politiker, die den Titel bekommen. Horst Seehofer war schon dabei, Peter Altmaier, Frank-Walter Steinmeier, Cem Özdemir. Volker Kauder aus Baden-Württemberg sogar zweimal hintereinander. Lobbyismus muss nicht – nun ja – bierernst sein.
Im Allgemeinen wird über Lobbyismus allerdings bierernst gedacht, schon das Wort steht heute für etwas Negatives. Gabriel musste es erfahren, als sein Wechsel zu der Bank bekannt wurde. Er fragte konsterniert, was er denn nun eigentlich machen solle, wenn er der öffentlichen Meinung nach weder Lobbyist werden noch in die Wirtschaft gehen dürfe. Das führt mitten hinein in die Debatte darüber, was Lobbyismus eigentlich ist und wie damit umgegangen werden sollte.
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