Direktoren schlagen Alarm : Jeder zehnte neue Lehrer hat keine pädagogische Ausbildung
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Auch für die Verwertung dieses Films wollten die Verträge klug ausgehandelt sein: Elyas M’Barek und Karoline Herfurth in „Fack ju Göhte“. Bild: obs
Weil in ganz Deutschland Lehrer fehlen, stellt der Staat viele Seiteneinsteiger ohne pädagogische Erfahrung ein. Eine Schulform ist davon besonders betroffen.
Von den 29.000 Lehrern, die im vergangenen Sommer eingestellt wurden, war fast jeder zehnte ohne pädagogische Ausbildung. Besonders dramatisch ist die Lage an den Grundschulen. In Sachsen waren 52 Prozent der Grundschullehrer Quereinsteiger, in Berlin 40 Prozent und in Brandenburg 36 Prozent.
Die Bundesdirektorenkonferenz (BDK) der Oberstudiendirektoren an den Gymnasien befürchtet deshalb erhebliche Lücken in den Schlüsselqualifikationen wie Lesen, Schreiben und Rechnen bei den kommenden Schülergenerationen. Außerdem werde die Lehrerlücke schon in wenigen Jahren die Gymnasien der Bundesländer noch stärker treffen als ohnehin schon.
Vor allem in den Mangelfächern wie Mathematik, Informatik, Physik oder Kunst unterrichten viele Aushilfslehrer, Quer- oder Seiteneinsteiger an den Gymnasien, die während ihrer Berufstätigkeit pädagogisch nachqualifiziert werden. Diese Qualifizierungsprogramme seien nötig, könnten aber nur Notlösungen sein, sagte das Präsidium der BDK dieser Zeitung in Berlin. Dazu kosteten die berufsbegleitenden Ausbildungen Millionen, die bei der grundständigen Lehrerausbildung eingespart würden. Vor allem in Berlin, das seine Lehrer nicht verbeamtet, verdienten die Quereinsteiger, die sofort einen unbefristeten Angestelltenvertrag mit der höchsten Gehaltsstufe bekämen, häufig mehr als Kollegen, die schon lange unterrichteten.
In Physik, Chemie, Biologie und Informatik waren von 226 neu eingestellten Gymnasiallehrern in Berlin 145 Quereinsteiger, in Mathematik von 152 Neueinstellungen 71 ohne pädagogische Ausbildung und in Musik von 157 insgesamt 87 Seiteneinsteiger. Nur so konnte dem drohenden Unterrichtsausfall entgegengewirkt werden. Die Oberstudiendirektoren forderten die Bundesländer auf, sich für eine bedarfsdeckende, schulartspezifische Lehrerausbildung einzusetzen.
Vor allem in den Naturwissenschaften sei die Konkurrenz der Wirtschaft unübersehbar. Um so wichtiger sei es, das Profil des Lehrers wieder zu schärfen. Vor allem Gymnasiallehrer müssten eine solide fachwissenschaftliche Bildung durchlaufen und sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können.