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Hilfe für Landwirte? : Cool bleiben, Bauern!

Erst am Ende der Hitzeschlacht wird sich zeigen, wie die Lage tatsächlich ist. Bild: dpa

Bei solchen Temperaturen bleibt es nicht aus, dass einigen die Hitze zu Kopf steigt: Der Bauernverband fordert wegen der Dürre zum Beispiel Hilfen in Milliardenhöhe. Die Debatte darüber enthält hauptsächlich heiße Luft. Ein Kommentar.

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          Was für ein Sommer. Wann schon kommen Sommer, Sonnenschein und Hitze in Deutschland mal zusammen. Ein Sommer, „wie er früher einmal war“. Allerdings bleibt es bei so hohen Temperaturen nicht aus, dass dem einen oder anderen die Hitze zu Kopf steigt. Dem Präsidenten des Bauernverbandes etwa, für den der Sommer nichts weiter ist als eine Dürre und der deshalb Hilfen in Höhe von einer Milliarde Euro vom Staat fordert. Da könnte die Landwirtschaft ja gleich verstaatlicht werden.

          Auch bei den Grünen gibt es bei diesem Thema Überhitzung. Dass die Partei jede Gelegenheit nutzt, gegen die sogenannte konventionelle Landwirtschaft zu wettern, ist geläufig. Jetzt aber, mitten in der schwierigen Lage, werden die Bauern als Klima-Killer verunglimpft. Landwirtschaft sei zwar auf die natürlichen Lebensgrundlagen angewiesen, vernichte sie aber zugleich, weil ihr „relativer Beitrag an den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland steigt“. So steht es in einer Erklärung der grünen Bundestagsfraktion. Der Bauernverband erwecke den Eindruck, „die Landwirtschaft in Deutschland müsse von einer fortschrittlichen Klimapolitik ausgenommen werden“. Zwar müssten die Landwirte bei den extremen Ernteausfällen durchaus Unterstützung erhalten, aber Anton Hofreiter, der Fraktionsvorsitzende, sieht auch gleich ein „pauschales Handaufhalten“.

          Eine Debatte mit viel heißer Luft

          Solches Gerede findet viel Unterstützung in den sozialen Netzwerken, wo etwa Veganer fordern, ihr Steuergeld dürfe nicht ausgerechnet für Tiere ausgegeben werden. Es ist eine Debatte mit viel heißer Luft. Und sie zeigt, wie entfremdet eine Mehrheit der Deutschen der Landwirtschaft ist, besonders unter den Grünen-Anhängern. Da dringen andere mit ihren abgewogenen Vorschlägen und Argumenten gar nicht mehr durch. Das Poltern der Grünen hallt laut und mit Echo im Sommerloch. Wer will da noch der Unionsfraktion zuhören, die „Solidarität statt Zynismus“ einfordert und darauf verweist, dass die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren ihren Ausstoß an Treibhausgasen um zwanzig Prozent reduziert hat. Und dass Umwelt-, Natur- und Klimaschutz seit Jahren Bestandteil der Agrarpolitik und damit der EU-Förderung seien.

          Dass die Landwirte tatsächlich auf Hilfen angewiesen sind, steht außer Frage. Jeder kann sehen, was auf den Feldern los ist. Und jeder kann sich ausmalen, was das für Agrarbetriebe bedeutet, wenn eine Ernte so schlecht ausfällt. Die Tierproduktion trifft das mehr als die Pflanzenbauern. Auf den Feldern ist nach der frühen Ernte auf dem warmen Boden noch Zeit für eine Zwischenfrucht, um Futter zu liefern und so am Ende das wirtschaftliche Ergebnis doch noch etwas zu verbessern. Wirkliche aktuelle Not herrscht allerdings in den Ställen, weil das Futter knapp wird, die Kosten entsprechend steigen, nicht zuletzt die Transportkosten, weil das Futter von weiter her geholt werden muss. Da halten auch die Fachleute finanzielle Hilfen für angebracht. Sie müssen auch schnell kommen, einige Bundesländer fangen schon damit an, die Millionen bereitzustellen.

          Andererseits erhöhen maßlose Forderungen nicht gerade die Hilfsbereitschaft. Erst am Ende der Hitzeschlacht wird sich zeigen, wie die Lage tatsächlich ist. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner sieht das jedenfalls so – übrigens mit der erfrischenden Bemerkung, sie wolle die Landwirte nicht im Regen stehen lassen.

          Frank Pergande
          Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

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