Heimatministerium : Mia san wer
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Horst Seehofer: Wird er Deutschlands erster Heimatminister? Bild: Reuters
Die Koalitionsvereinbarung zwischen Union und SPD steht. Für viel Aufregung im Netz sorgte die Erweiterung des Innenministeriums – um die Zuständigkeit „Heimat“.
Dass Bayern zum Maßstab wird für ganz Deutschland, hat sich wohl nicht nur manches CSU-Mitglied heimlich gewünscht. Alle, die sich eine Vorreiter-Rolle des Freistaats herbeisehnen, können nach dem Abschluss der Groko-Verhandlungen jubeln: Es wird ein Ministerium für Heimat geben, nach bayerischem Vorbild. Zumindest liegt dieser Verdacht nahe, hat Bayern doch seit 2013 ein solches Ministerium – als Abstellplatz, den sich Ministerpräsident Horst Seehofer für den überambitionierten Markus Söder ausgedacht hatte, unkten damals manche. Andere sahen die Erweiterung des bayerischen Finanzministeriums als Beweis dafür, dass die CSU weiß, was die Menschen bewegt.
Nun also soll auch das Bundesinnenministerium um die Bereiche Bau und Heimat erweitert werden – und Seehofer darf sich künftig wahrscheinlich Heimatminister nennen. Die Idee eines solchen Ministeriums ist bei der Union schon länger populär. Im März hatte sich bereits die Konferenz der CDU-/CSU-Fraktionsvorsitzenden, das Gremium zur Selbstkoordination der Unionsfraktionen auf Länder-, Bundes- und Europaebene, dafür ausgesprochen. Man wolle den Begriff nicht den Populisten überlassen, sagte der Vorsitzende der Konferenz, Mike Mohring, damals der „Rheinischen Post“. Ein paar Wochen später schuf nach Bayern auch Nordrhein-Westfalens neue, CDU-geführte Landesregierung ein Heimatministerium.
Doch was macht eigentlich ein Heimatminister? Und ist es tatsächlich eine gute Idee, einem Ministerium die Zuständigkeit für „Heimat“ zu geben, einem weit gefassten und emotional extrem aufgeladenen Begriff, vor allem seit der Debatte um Migration und die Folgen der Flüchtlingskrise? Über diese Fragen entspann sich in den sozialen Netzwerken schnell eine lebhafte und nicht immer ernst gemeinte Diskussion – der Hashtag #heimatministerium trendete auf Twitter.
Doch es blieb nicht allein bei Witzen über Bayern, Trachtenzwang und Schunkelmusik. Unbekannte erstellten dem neuen Ministerium schnell eigene (Satire-)Twitter-Accounts – und gaben dem künftigen Heimatminister schon mal Tipps, was er als nächstes anpacken könnte.
Welche Aufgaben das Heimatministerium künftig genau haben soll, ist tatsächlich noch offen. Orientiert sich Seehofer an den Leitlinien des bayerischen Heimatministeriums, wird wohl vor allem die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse auf seiner Agenda stehen – und das ist angesichts des demographischen Wandels und der damit verbundenen Herausforderungen für ländliche Räume keine kleine Herausforderung. Auch nicht für einen Heimat-Fachmann wie Horst Seehofer.