Warum das Haus der Wannseekonferenz erst spät zur Gedenkstätte wurde
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Nach 1945 ein Landschulheim: Das Haus der Wannseekonferenz Bild: GHWK Berlin, Joseph Wulf Bibliothek
Das Haus der Wannseekonferenz, wo die Nazis 1942 den Holocaust planten, wurde erst 1992 zur Gedenkstätte. Vor allem die SPD war dagegen – das Haus wurde als Landschulheim genutzt.
Am 10. Oktober 1974 sprang Joseph Wulf aus einem Fenster seiner Wohnung im 4. Stock der Berliner Giesebrechtstraße in den Tod. Über dem Schreibtisch des Auschwitz-Überlebenden hing ein Zettel, auf dem stand: „Denk an sechs Millionen.“ Wulf, geboren in Chemnitz, aufgewachsen in Krakau, hatte dem jüdischen Widerstand im Ghetto angehört. Ein Großteil seiner Familie wurde ermordet, seine Frau Jenta und ihr Sohn David überlebten, versteckt bei polnischen Bauern. Nach dem Krieg ließ er sich im Westteil Berlins nieder.
Wulf wollte, er musste über die Verbrechen an den europäischen Juden berichten. Er suchte die Schuldigen namhaft zu machen. Unermüdlich sammelte Wulf Belege, schrieb 18 Bücher und zahllose Artikel über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen. In Berlin kämpfte er jahrelang um einen Ort der Erinnerung an die Opfer und an die Taten der Täter. Vergeblich.
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