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Betroffenheit in Hannover : Möglicher Anschlag auf Synagoge an Jom Kippur

Michael Fürst (l), Vorsitzender Jüdische Gemeinde, zeigt in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover ein fehlendes Bleiglasfenster in der Fassade. Bild: dpa

In Hannover geht in einer stark frequentierten Synagoge am höchsten jüdischen Feiertag plötzlich eine Scheibe zu Bruch. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen

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          In Hannover hat es am Mittwoch, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, möglicherweise einen Anschlag auf eine Synagoge gegeben. In dem Gebäude hatten sich etwa 150 Besucher zum Gottesdienst versammelt, als ein Teilelement einer Mosaikscheibe zu Bruch ging. Der Staatsschutz ermittelt nach Auskunft einer Polizeisprecherin in alle Richtungen. Derzeit gebe es noch „keine Tendenz“, ob es sich um eine Straftat oder bloß ein „schädigendes Ereignis“ wie den Aufprall eines Vogels handele. Bisher hätten die Ermittler noch keinen Gegenstand gefunden, der zum Zerschmettern der Scheibe führte.

          Reinhard Bingener
          Politischer Korrespondent für Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen mit Sitz in Hannover.

          Der Vorgang in Hannover weckte Assoziationen zum Anschlag eines Rechtsterroristen auf die Synagoge an Jom Kippur in Halle, in dessen Verlauf zwei Personen ermordet wurden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte den möglichen Anschlag am Donnerstag „entsetzlich und schockierend“. Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte, falls sich der Verdacht auf eine Straftat bestätige, wäre dies mehr als eine bloße Sachbeschädigung.

          Justizministerin Barbara Havliza (CDU) sprach von einem „hässlichen Zeichen für den zunehmenden Antisemitismus“. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zeigte sich erschüttert über den mutmaßlichen Anschlag. Es sei unerträglich, dass Juden in der Ausübung ihrer religiösen Praxis bedroht würden. Der Niedersächsische Landesbeauftragte ge­gen Antisemitismus führte den Vorfall als Beleg dafür an, „dass die Frage der Verbesserung der Sicherheit jüdischer Einrichtungen alles andere als eine Phantomdebatte ist“.

          Michael Fürst, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, sagte der F.A.Z., die Tat habe sich ereignet, als er gerade das Synagogengebäude betreten habe. Über die Hintergründe des Falls könne er nichts sagen, außer, dass das Fenster von außen zerstört worden sei. Der betroffene Bereich werde nicht durch Videokameras überwacht. „Wir fühlen uns aber nicht ungeschützt“, sagte Fürst. Für den Schutz des Gottesdienstes seien am Mittwoch wie üblich Polizisten anwesend gewesen. Fürst hob hervor, dass es bisher keine Angriffe auf jüdische Einrichtungen in der niedersächsischen Landeshauptstadt gegeben habe.

          Die Synagoge liegt im Stadtviertel Bult. Auf der einen Seite des Gebäudes liegt ein ruhiges, weitläufiges Wohnviertel mit großen, unbeleuchteten Grünflächen. Auf der anderen Seite liegen abends kaum frequentierte Gewerbe- und Büroflächen.

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