Warum die Roma aus Toflea nach Hagen zogen
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In „Webers Fundgrube“ kommen viele Roma, um zu stöbern. Bild: Frank Röth
Die Hälfte der Einwohner eines rumänischen Dorfes ist ins westfälische Hagen gezogen. Die Leute suchen ein besseres Leben. Doch die Stadt ist überfordert.
Der Fernseher ist das Ding. Jeder, der in „Webers Fundgrube“ kommt, will ihn haben. Jeder deutet auf das Gerät und schaut Claudia fragend an. Ihre Antwort ist immer ein kehliges „Neunzich“. Sie lässt einen Kaffee aus der Maschine, stützt den wuchtigen Ellenbogen auf eine Kiste und plaudert mit ihren Stammkunden zwischen dem Kram, der aus Wohnungsauflösungen und Entrümpelungen stammt und für wenig Geld verkauft wird. Dann ringt sich ein Mann durch und legt Claudia zwei Scheine und viele Münzen auf den Tisch. Sie schaut ihm eine Weile zu, und als er aufhört, Geld hervorzukramen, und sie erwartungsvoll ansieht, brüllt sie im Spaß: „Spinnst du? Neunzig, nicht Neunzehn!“
Sprachbarrieren wie diese gibt es in Hagen-Wehringhausen öfter mal. Denn der Stadtteil gehört zu den zentrumsnahen Wohngebieten, in die Migranten aus Bulgarien und Rumänien ziehen, die Stadt nennt sie „Armutsgürtel“. Nicht einmal ein Drittel der Einwohner Hagens lebt dort, aber 60 Prozent der Bedarfsgemeinschaften – der Menschen, die mit Geld vom Staat unterstützt werden. Unter ihnen sind gut 3000 Rumänen. Insgesamt leben in der Stadt etwa 4500 Rumänen.
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