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Kommission empfiehlt : Grundschule soll sich auf Deutsch und Mathematik konzentrieren

Ein Schüler liest in einer Grundschule in Baden-Württemberg ein Buch. Bild: dpa

Eine Kommission der Kultusministerkonferenz empfiehlt die Konzentration auf Schlüsselkompetenzen. Für Erhöhung der Qualität in der Grundschule seien pro Woche sechs Stunden Deutsch und fünf Stunden Mathematik notwendig.

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          20 Prozent der Grundschulkinder im bundesdeutschen Durchschnitt können am Ende der vierten Klasse nicht richtig schreiben, lesen oder rechnen. Das liegt eindeutig am Unterricht, meint die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz. Sie empfiehlt daher eine Konzentration auf die Fächer Deutsch und Mathematik und eine Gesamtstrategie, die das System Schule über die Schulaufsicht bis zu den Kultusministerien in den Blick nimmt. Die Ko-Vorsitzende der SWK, die Berliner Erziehungswissenschaftlerin Felicitas Thiel, sagte: „Wir können nicht hinnehmen, dass ein wachsender Anteil der Schüler die Mindeststandards nicht erreicht.“

          Heike Schmoll
          Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

          Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), sagte am Freitag in Berlin, das Fundament für erfolgreiche Bildungsverläufe werde in der Kindheit gelegt, daher habe die Kultusministerkonferenz um ein Gutachten zur Grundschule gebeten. „Alle Kinder sollen das Recht haben, die in den Mindeststandards definierten Kompetenzen zu erreichen und hierauf aufbauend eine erfolgreiche Schullaufbahn durchlaufen zu können. Ganz unabhängig von ihren Startbedingungen“, sagte Prien.

          Bildung müsse ganzheitlich gedacht werden und sowohl den Spracherwerb als auch die Entwicklung der sogenannten Vorläuferkompetenzen vor der Grundschule, also in Elternhaus und Kita, frühzeitig unterstützen. Das könne nur mit allen Beteiligten gemeinsam gehen, denn den Erwerb basaler Kompetenzen könne man nur durch eine Konzentration auf die Unterrichtsqualität sicherstellen. Denn auch in den Ministerien hat man erkannt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen fehlenden basalen Kompetenzen und Schulabbrechern oder Schulabgängern, die keinen Ausbildungsplatz bekommen, weil sie nicht einmal eine Bewerbung einigermaßen fehlerfrei schreiben können.

          Hamburger Bildungssenator fordert längeres Üben

          Ties Rabe (SPD), der Koordinator der sozialdemokratisch regierten Länder und Hamburgs Senator für Schule und Berufsbildung, sagte, es sei wichtig, in den Grundschulunterricht längere und intensivere Übphasen einzubauen. Der Koordinator der unionsregierten Länder, Alexander Lorz (CDU), sagte, die Stärkung der Bildungssprache Deutsch sei dabei ein zentraler Baustein, denn jedes Kind müsse von Anfang an mitreden.

          Die Erhöhung der Unterrichtsqualität soll nicht nur durch eine ausreichende Lernzeit von pro Woche sechs Stunden des Fachs Deutsch und fünf Stunden des Fachs Mathematik gesichert werden, sondern auch durch eine regelmäßige Überprüfung des Lernstands und durch eine gezielte Qualifizierung des pädagogischen Personals für Diagnose und Förderung. Die SWK empfiehlt, Förderangebote im sprachlichen Bereich zumindest für die Kinder verpflichtend zu machen, bei denen Förderbedarf in einem ebenfalls obligatorischen Sprachtest festgestellt wurde. Damit alle Lehrer Text- und Förderinstrumente richtig einsetzen können, soll eine Plattform aufgebaut werden, auf der qualitätsgesicherte diagnostische Möglichkeiten und Förderinstrumente abrufbar sind. Weil viele Schüler aufgrund einer sozial-emotionalen Störung kaum lernen können, soll ein Konzept zur Förderung sozialer Integration und sozial-emotionaler Kompetenzen im Schulprogramm jeder Grundschule verankert werden.

          Klare Verfahren fordert die SWK auch für die Unterstützung von Lehrern, dazu ein Konzept für die Zusammenarbeit mit Eltern. Außerdem soll ein länderübergreifendes Kerncurriculum für Lehrer entwickelt werden, das alle Phasen der Lehrerausbildung umfasst – also nicht nur das Studium, sondern auch die Praxisphasen. Eine deutliche Qualitätssteigerung verspricht sich die SWK auch von der gezielten Gewinnung und Qualifizierung von Fachleitern und Mentoren in der zweiten Phase sowie durch eine Stärkung kollegialer Schulleitungen. Durchaus Vorlauf wird eine datenbasierte Schulentwicklung brauchen. Aber sie benötigt auch zeitliche Ressourcen in Gestalt von Ausgleichsstunden. Schulen in Brennpunktvierteln mit einem hohen Anteil bildungsferner Kinder sollen eine indexbasierte Zuweisung zusätzlicher Ressourcen auf allen Ebenen bekommen, schlägt die Kommission vor. Außerdem sollen Segregationstendenzen minimiert werden. Das bedeutet konkret, die soziale Durchmischung in der Grundschule soll stärker sein, was in vielen Stadtteilen Berlins nahezu unmöglich sein dürfte.

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