Mit 83 Jahren : Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele gestorben
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Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist gestorben. Bild: dpa
Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist tot. Er starb am Montag im Alter von 83 Jahren, wie sein Rechtsanwalt Johannes Eisenberg am Mittwoch mitteilte.
Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist nach langer Krankheit in Berlin gestorben. Er wurde 83 Jahre alt. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte ihn auf Twitter mit den Worten: „Sein Antrieb war, Politik zu machen und die Gesellschaft zu verändern. Mit Christian Ströbele verliert Deutschland einen streitbaren Politiker, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt hat. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“
„Christian Ströbele hat vielen Menschen imponiert – mir auch –, wegen seiner Geradlinigkeit, seinem Einsatz für Bürgerrechte und soziale Politik“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Rande der Pressekonferenz zur Kabinettsklausur in Meseberg.
Ströbele wurde am 7. Juni 1939 in Halle/Saale als Sohn eines Chemikers und einer Juristin geboren. 1945 zog die Familie nach Marl in Westfalen um. Er studierte Jura in Heidelberg und Berlin. Ende der Sechzigerjahre wurde Ströbele bekannt, er trat 1967 als Rechtsreferendar in die Berliner Anwaltspraxis von Horst Mahler ein, der später NPD-Mitglied wurde. Zwei Jahre später gründeten beide das deutsche „Sozialistische Anwaltskollektiv“. Ab Juli 1972 verteidigte Ströbele gemeinsam mit Mahler und dem späteren Bundesinnenminister Otto Schily als Wahlverteidiger Andreas Baader, dessen „Rote Armee Fraktion“ (RAF) mit Terrorakten gegen den Staat kämpfte, sowie später auch andere RAF-Terroristen.
Ströbele wurde zu einem führenden Vertreter der außerparlamentarischen links-alternativen Bewegung in Deutschland. Er war einer der Gründer der Berliner „tageszeitung“ und trat 1985 der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz (AL) bei, die später den Grünen als Berliner Landesverband angegliedert wurde.
Bei der Bundestagswahl 1998 zog Ströbele über die Berliner Landesliste in den Bundestag ein. 2002 gewann er erstmals den Berliner Wahlkreis Kreuzberg-Friedrichshain direkt und verteidigte ihn durchgehend, zuletzt bei der Bundestagswahl 2013. Ein roter Schal und sein weißer Haarschopf wurden zu seinen Markenzeichen; außerdem fuhr Ströbele in Berlin stets mit dem Fahrrad, lange bevor es Mode wurde.
In den letzten Jahren im Bundestag hatte Ströbele sich intensiv den Geheimdiensten gewidmet und mit einem Besuch bei dem amerikanischen Whistleblower Edward Snowden in Moskau Schlagzeilen gemacht. 2017, mit 78 Jahren, schied Ströbele aus der aktiven Politik aus, betrieb seine Anwaltskanzlei in Berlin aber zunächst weiter. Sein Rechtsanwalt Eisenberg schrieb nun in seiner Mitteilung: „Er hat selbst entschieden, dass er den langen Leidensweg, den ihm seine Erkrankungen zugemutet hat, nicht mehr fortsetzen wollte und lebenserhaltende Maßnahmen reduziert. Er war bis zuletzt bei vollem Bewusstsein. Nicht der Geist, der Körper wurde ihm zur Qual und hat ihn am 29. August 2022 verlassen.“