Nach Kritik an Grünen : „Wagenknechts Politik ist national, inhuman und Kreml-zentriert“
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„Schwarzer Tag für den linken Flügel der Grünen“: Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht Bild: dpa
Mit zwei Realos an der Spitze seien die Grünen auf dem Weg zur Partei des „Ökowohlfühlwohlstandsbürgertums“ und für die soziale Wende nicht mehr zu gebrauchen, kritisiert Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht. Die Grünen schießen zurück.
Der Bundestagsabgeordnete und außenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion Omid Nouripour hat sich gegen Kritik aus der Linkspartei verwehrt, die Grünen hätten sich mit der Wahl zweier Realo-Vertreter in den Parteivorsitz aus dem Mitte-Links-Lager verabschiedet. „Links ist für uns international, empathisch und selbstbestimmt“, sagte Nouripour FAZ.NET. „Frau Wagenknechts Politik ist national, inhuman und Kreml-zentriert. Wir Grüne verbitten uns gerade von ihr jedes Urteil über die Ausrichtung unserer Partei.“
Die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht hatte nach der Wahl von Annalena Baerbock und Robert Habeck auf Twitter geschrieben, dies sei ein „schwarzer Tag für den linken Flügel der Grünen“. Mit der „Doppel-Realo-Spitze“ seien die Grünen „endgültig auf dem Weg zur Partei des Ökowohlfühlwohlstandsbürgertums“. Für die soziale Wende fielen sie damit aus.
Der Linke-Fraktionsgeschäftsführer Jan Korte hatte der Deutschen Presseagentur gesagt, mit Habeck und Baerbock hätten die Grünen „endgültig den linken Teil ihrer Geschichte hinter sich gelassen“. Nun dominiere „der Flügel, der frei von Überzeugungen ist und mit CDU/CSU und FDP kooperiert“, so Korte. „Sie haben sich aus dem Mitte-Links-Lager verabschiedet.“
Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele macht sich unterdessen auch nach der Wahl zweier Parteichefs vom Realo-Flügel keine Sorgen um die Linken in der Partei. Mit Blick auf den Nachwuchs sei er „guten Mutes“, sagte der Altlinke und langjährige Bundestagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur. Zu sagen, es gebe den linken Flügel nicht mehr, sei „Blödsinn“. Zu einem Treffen im Rahmen des Parteitags in Hannover seien am Freitagabend 200 Leute gekommen. „Die Grünen waren immer auch eine linke Partei und werden es auch bleiben“, zeigte sich Ströbele überzeugt.
Über die Wahl von Robert Habeck und Annalena Baerbock an die Parteispitze sagte der Grünen-Mitgründer, er finde das Ergebnis „eigentlich ganz gut“ – hätte sich aber trotzdem auch jemanden vom linken Flügel als Parteichef gewünscht.
Die Grünen hatten am Samstag Robert Habeck und Annalena Baerbock zu ihren neuen Vorsitzenden gewählt. Beide gehören dem pragmatischen Realo-Flügel an. Bisher hatten sich Parteilinke und Realos die beiden Spitzenposten bis auf eine Ausnahme stets geteilt.