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Für 135 Millionen Euro : Frischer Wind in die alten Segel der „Gorch Fock“

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Die weiße Lady „Gorch Fock“, hier beim Windjammerfestival „Sail 2010“ vor Bremerhaven Bild: dpa

Das Ausbildungsschiff der Bundeswehr, die berühmte „Gorch Fock“, soll bis 2019 saniert werden. Dabei explodieren die Kosten schon vor Sanierungsbeginn. Schon seit zwei Jahren liegt der Großsegler im Dock.

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          Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will das Segelschulschiff „Gorch Fock“ für bis zu 135 Millionen Euro sanieren lassen. Das teilte sie am Dienstag dem Bundeskabinett mit. Ein Ministeriumssprecher bestätigte in Berlin einen Bericht des NDR, wonach die derzeit unterbrochenen Sanierungsarbeiten wieder aufgenommen werden. Der Sprecher bekräftigte zugleich, das Segelschiff sei für die Ausbildung bei der Deutschen Marine von großer Bedeutung.

          Bereits im Januar hatte es Berichte gegeben, dass sich die zunächst auf zehn und im Oktober 2016 dann auf 35 Millionen Euro veranschlagten Sanierungskosten für die „Gorch Fock“ inzwischen vervielfacht hätten. Der Großsegler liegt seit zwei Jahren in einem Dock in Bremerhaven, der der Elsflether Werft gehört. Diese hatte den Auftrag für eine Instandsetzung bekommen und bei der Überprüfung gravierende Mängel am Schiff festgestellt.

          Sanierung oder Neubau?

          Nach Informationen des NDR Info sollen die Außenhaut weitgehend erneuert sowie das Ober- und Zwischendeck ersetzt werden. Außerdem solle der Antriebsmotor ausgebaut und überholt werden. Wegen der massiven Kostensteigerungen hatte die Bundeswehr zwischenzeitlich statt der Sanierung einen kompletten Neubau erwogen. Schon in der Vergangenheit haben Haushaltspolitiker der Opposition gewarnt, dass die Kosten aus dem Ruder laufen und ein Neubau möglicherweise günstiger wäre.

          Schon Mitte 2019 sollen Offiziersanwärter wie hier 2007 Segel auf der „Gorch Dock“ einholen.
          Schon Mitte 2019 sollen Offiziersanwärter wie hier 2007 Segel auf der „Gorch Dock“ einholen. : Bild: AP

          Dem Bericht zufolge wären aber auch dann rund 70 Millionen Euro für die „Gorch Fock“ angefallen, weil einige Arbeiten bereits vorgenommen und andere vertraglich vereinbart worden seien. Ein Neubau wäre außerdem frühestens im Jahr 2025 fertiggestellt gewesen. Bis dahin hätte die Ausbildung auf einem angemieteten Segelschulschiff stattfinden müssen. Allerdings ließe diese Lösung unter anderem das Arbeiten der Anwärter in der Takelage nicht zu, so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Die Sanierung der „Gorch Fock“ soll nun bis Mitte 2019 abgeschlossen sein. Danach werde das Schiff bis über das Jahr 2040 hinaus für die Offiziersausbildung genutzt werden können.

          Mehr als nur ein Segelschulschiff

          Die „Gorch Fock“ ist für viele mehr als nur ein Segelschulschiff. „In der Marine ist die Gorch Fock“ ein besonderer Teil dieser Ausbildung und trägt in hohem Maße zur Identitätsstiftung und Sozialisierung bei“, hieß es dazu in einer Erklärung des Ministeriums. Sie sei zudem „ein wertvoller Bestandteil in der seemännischen Tradition und auch eine Botschafterin Deutschlands in Weiß auf den Weltmeeren“.

          Seit fast 60 Jahren gleitet diese Botschafterin über die Meere. 1958 wurde das 89 Meter lange Schulschiff mit seinen bis zu 45 Meter hohen Masten bei Blohm+Voss in Hamburg in Dienst gestellt. Die erste Ausbildungsfahrt führte vom Heimathafen Kiel nach Teneriffa.

          Im Herbst 2015 hieß es „Leinen los“ für die 168. und bisher letzte Ausbildungsfahrt nach Norwegen und Schottland. Etwa 15.000 Männer und Frauen der Marine – darunter praktisch alle Offiziersanwärter – haben ihre seemännische Basisausbildung auf der Bark absolviert. Schiff und Besatzung legten mehr als 750.000 Seemeilen zurück.

          Bisher mussten Kadetten auf andere Schiffe ausweichen. Hier sind Marinesoldaten auf dem rumänischem Schiff „Mircea“.
          Bisher mussten Kadetten auf andere Schiffe ausweichen. Hier sind Marinesoldaten auf dem rumänischem Schiff „Mircea“. : Bild: EPA

          Der Kommandant der „Gorch Fock“ Nils Brandt äußerte sich erleichtert über die Entscheidung von der Leyens: „Nach langer Zeit der Flaute ist wieder Wind zu spüren und das tut gut, denn die Gorch Fock’ erfüllt einen ganz wesentlichen Auftrag zur Ausbildung unseres Nachwuchses“, erklärte Brandt.

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