
Giffeys Doktorgrad : Der Titel als Taschentuch
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Bundesfamilienministerin Franziska Giffey Bild: EPA
Franziska Giffey musste tun, was sie jetzt getan hat – bei einer neuen Prüfung ihrer Doktorarbeit wäre es wohl nicht bei einer Rüge geblieben. Wird sie politisch damit davonkommen?
Für Franziska Giffey gab es nur eine Möglichkeit, „weiteren Schaden von meiner Familie, meiner politischen Arbeit und meiner Partei abzuwenden“, wie sie am Freitag mitteilte. Sie musste tun, was sie jetzt getan hat. Der Verzicht auf den Doktorgrad wird ihr zwar nicht ersparen, mit Plagiatsvorwürfen und der Kritik leben zu müssen, sie gestehe indirekt ihre Schuld ein. Aber wenn sie Glück hat, verzichtet die Freie Universität auf eine weitere Untersuchung, ob Giffey ihren Doktortitel zu Unrecht trägt.
Denn es ist wohl sicher, dass es dieses Mal mit einer Rüge nicht getan wäre. Die hatte die Universität beim ersten Mal ausgesprochen, obwohl große Zweifel angebracht waren, dass Giffey tatsächlich, wie sie jetzt noch einmal bekräftigte, ihre Doktorarbeit „nach bestem Wissen und Gewissen“ geschrieben habe.
Die Karriere soll nicht gefährdet werden
Selbst aber wenn es doch noch zur zweiten, gewissenhaften Untersuchung kommen sollte, könnte Giffey die Sache nunmehr mit einer kalten Schulter begleiten. Wichtig scheint für sie vor allem zu sein, auf diese Weise ihre politische Karriere in Berlin nicht durch die Affäre zu gefährden. Sie will erst Landesvorsitzende der SPD, dann Regierende Bürgermeisterin werden. Beides wäre unmöglich, wenn ihr der Doktorgrad aberkannt würde.
Es gibt also keinen Zweifel, welcher Grund im Dreiklang aus Familie, Arbeit und Partei der wichtigste ist: „meine politische Arbeit“. Giffeys Ansehen in der SPD ist so hoch, dass sie damit davonkommen dürfte. Es ist allerdings dennoch beschämend, wie sie (und andere vor ihr) mit einem akademischen Grad umgeht, der ihr offenbar nicht viel mehr wert ist als ein karriereförderndes Taschentuch: Sie hat hineingeschnäuzt, nun wirft sie es einfach weg.