Gewerkschaft VBE : Verschleiern die Kultusminister den Lehrermangel?
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Wenn die Lehrer fehlen: Leeres Klassenzimmer Bild: dpa
Laut dem Verband Erziehung und Bildung ist der Bedarf an Lehrern in den kommenden Jahren größer als von den Kultusministern angenommen. Nur für ein Drittel der bis 2030 zu besetzenden Stellen soll es ausgebildete Kräfte geben.
Eine Verschleierung des wirklichen Lehrkräftemangels bis 2030 hat die Gewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) der Konferenz den Kultusministern vorgeworfen. Die Modellrechnungen der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Neuangebot originär ausgebildeter Lehrer bis zum Jahr 2030 (von der KMK mit 349.310 angegeben) sei in hohem Maße unseriös. Denn sie rechne damit, dass jeder Lehramtsstudent das Studium auch abschließe und dann noch die Schullaufbahn einschlage, beides sei durch die Realität nicht gedeckt.
Der fachspezifische Lehrermangel im MINT-Bereich werde noch deutlich dramatischer ausfallen als im Durchschnitt aller Unterrichtsfächer. Nur für etwa ein Drittel der bis 2030 neu zu besetzenden Stellen stünden neu ausgebildete Lehrer zur Verfügung. Aufgrund einer vom VBE in Auftrag gegebenen Bedarfsberechnung des Bildungsforschers Klaus Klemm sei mit einem Lehrkräftemangel von 81.000 bis zum Jahr 2030 zu rechnen. Der durch schulpolitische Neuerungen wie den Ganztagsausbau, Inklusion und die Unterstützung von Kindern in herausfordernden sozialen Lagen zusätzlich entstehende Lehrkräftebedarf ist darin noch nicht eingeschlossen.
„Aufhören, tatsächlichen Lehrkräftebedarf schönzurechnen“
„Die Politik muss umgehend und vollumfänglich die dringend notwendigen Konsequenzen aus den vorliegenden Erkenntnissen ableiten und endlich aufhören, sich den tatsächlichen Lehrkräftebedarf schönzurechnen“, sagt der Vorsitzende des VBE, Udo Beckmann. Sein Verband fordert daher eine bundesweite Fachkräfteoffensive im Schulterschluss zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Außerdem müsse es dringend mehr Studienplätze bei gleichzeitiger Verbesserung der Studienbedingungen für Lehramtsstudenten geben.
Auch eine gleiche Bezahlung unabhängig von Schulform und -stufe sowie eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen müsse es geben. Um Ganztag, Inklusion und Förderung für Kinder aus bildungsfernen Familien zu verwirklichen, brauche es ein Zwei-Pädagogen-System, das den Lehrkräftebedarf erheblich erhöhe.