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Georg Ratzinger gestorben : Der Bruder des Papstes

Solange es die Kräfte zuließen, besuchte Georg Ratzinger (links) seinen drei Jahre jüngeren Bruder Joseph im Vatikan - hier im April 2012. Bild: AFP

Vor fast siebzig Jahren empfingen sie gemeinsam die Priesterweihe, kurz vor dem Tode des Älteren waren die Brüder am Sterbebett wieder vereint. Zum Tod von Georg Ratzinger.

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          Unter den mehr als vierzig zumeist jungen Männern, die am Hochfest Peter und Paul des Jahres 1951 im Dom zu Freising die Priesterweihe empfingen, war auch ein Brüderpaar: der vormalige Wehrmachtssoldat Georg Ratzinger, geboren 1924, und sein drei Jahre jüngerer Bruder Joseph, der den Krieg nur noch als Flakhelfer erlebte hatte.

          Daniel Deckers
          in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

          Die Wege der beiden sollten sich bald trennen. Joseph wandte sich der theologischen Wissenschaft zu und begann ein unstetes Leben als Professor, Georg übernahm nach dem Studium der Kirchenmusik an der Musikhochschule München im Jahr 1964 die Leitung der Regensburger Domspatzen. Als Georg das Amt des Domkapellmeisters dreißig Jahre später in jüngere Hände legte, lebte sein Bruder schon lange im Vatikan: als Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre und damit einer der mächtigsten Männer der Kirche.

          Gemeinsam in die Schlagzeilen gerieten die Brüder 2010: der eine, mittlerweile Papst, musste sich des Verdachts erwehren, einst als Erzbischof von München und Freising die Umtriebe pädokrimineller Geistlicher geduldet zu haben (was sich bis heute nicht bewahrheitet hat), der andere, seit vielen Jahren im Ruhestand, sexuelle und andere Gewalt bei dem weltberühmten Knabenchor geduldet, wenn nicht ausgeübt zu haben. 2017 wurde Georg Ratzinger in einem offiziellen, vom Bistum Regensburg in Auftrag gegebenen Bericht als Teil jenes „Dreiklangs aus Gewalt, Angst und Hilflosigkeit“ beschrieben, der bei den Domspatzen als Voraussetzung für die Erbringung musikalischer Höchstleistungen galt, ohne indes, wie es 2019 nochmals hervorgehoben wurde, selbst jenen Sadismus an den Tag gelegt zu haben, wie es Erzieher, darunter auch eine Ordensschwester, getan hatten.

          Am 18. Juni waren die Brüder seit langem wieder vereint. Joseph hatte noch einmal all seine (wenigen) Kräfte zusammengenommen und sich aus seinem Domizil in den vatikanischen Gärten nach Regensburg bringen lassen, um dem Bruder im Sterben für vier Tage nahe sein zu können. Am heutigen Mittwoch ist Georg Ratzinger im Alter von 96 Jahren gestorben.

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