Generalsekretär Andreas Scheuer : Die Doktoren der CSU
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Andreas Scheuer Bild: dpa
Die Karriere von Generalsekretär Andreas Scheuer kannte bisher nur eine Richtung: steil nach oben. Mit dem Streit über den Doktortitel bröckelt die Fassade wie einst bei Guttenberg. Es gibt noch mehr Parallelen.
Andreas Scheuer, seit kurzem CSU-Generalsekretär, wurde 2004 promoviert, mit einer Arbeit über die „politische Kommunikation der CSU im System Bayerns“. Ob jeder Gedanke und jede Passage darin aus seiner Feder stammen, ist momentan ungewiss. Eines lässt sich aber sicher sagen: Wie politische Kommunikation in heller Not funktioniert, hat Scheuer verstanden. Sie muss schnell sein, und sie muss sich mit den bekannten Fakten arrangieren. So dauerte es nach einem F.A.Z.-Bericht über Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Scheuers Promotion am Freitag nur ein paar Stunden, bis er die Reißleine zog. Er habe sich entschieden, „vom Führen des Titels künftig völlig abzusehen“, gab Scheuer bekannt. Eilig wurde seine Homepage bereinigt, bis alle Doktorgrade verschwunden waren. Ein vergleichsweise kleines Opfer, um ein viel größeres zu verhindern.
Fragen zur Promotion hatte es schon 2005 gegeben. Damals bezweifelte ein Praktikant der Passauer Lokalzeitschrift „Bürgerblick“, ob Scheuer seinen Doktortitel in Bayern überhaupt führen dürfe. Der CSU-Mann hatte zwar an einer renommierten Hochschule promoviert – der Prager Karls-Universität –, dort aber nur ein sogenanntes kleines Doktorat erworben. Das ist ein besserer Masterabschluss, aber keine Vollpromotion – weder nach tschechischem noch nach deutschem Promotionsrecht. Scheuer durfte sich folglich nur „PhDr.“ nennen, abgeleitet von „Doktor filozofie“, und dies nur nach seinem Namen statt davor. Sogar die Staatsanwaltschaft schaltete sich seinerzeit ein.
Doch bevor es für Doktor Scheuer unangenehm werden konnte, erließ das Bayerische Kultusministerium eine neue Regelung, sogleich als „lex scheueri“ verspottet: Wer vor 2007 ein kleines Doktorat erworben hatte, durfte sich in Bayern weiter und ohne Einschränkung „Dr.“ nennen. Praktischerweise gab es eine ähnliche Regelung auch in Berlin, so dass Scheuer als Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium alle Vorsicht fahrenließ und sich auf Visitenkarten, Briefköpfen und seiner Internetseite als waschechter Doktor präsentierte. Erst die F.A.Z. erinnerte ihn jetzt daran, dass es juristisch heikel sein könnte, im Rest des Landes unter diesem Titel aufzutreten.
Die Gemeinsamkeiten der bayrischen Jungstars
Der Fall Scheuer erinnert gleich mehrfach an einen anderen CSU-Jungstar: Karl-Theodor zu Guttenberg. Der hatte ebenfalls darauf verzichtet, seinen Doktortitel weiterzuführen, nachdem im Februar 2011 Plagiatsvorwürfe gegen ihn laut geworden waren. Guttenbergs Reaktionszeit betrug fünf Tage – da war nichts mehr zu retten, zumal ihm der Titel zwei weitere Tage später ohnehin aberkannt wurde. Kurz darauf musste „KT“ abtreten. So groß ist die Dynamik bei Scheuer noch nicht. Es gibt zwar seit längerem ein „Uniplag Wiki“ von Passauer Studenten zu Scheuers Promotionsarbeit, doch fand die Seite kaum Aufmerksamkeit unter Plagiatsjägern. Das dürfte sich nun ändern.