Ist Gendern eine Staatspflicht?
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Belit Onay, Oberbürgermeister von Hannover, hisst vor dem Neuen Rathaus eine Inter* Pride Flagge. Bild: dpa
Als Hannover die gendergerechte Sprache in der Verwaltung zur Norm machte, hagelte es Kritik. Nun liegt ein Rechtsgutachten vor, das über die Vorgaben der Stadt noch hinaus geht.
Die Stadt Hannover hat vor drei Jahren als eine der ersten Städte in Deutschland die geschlechtergerechte Sprache zur verbindlichen Norm in der Verwaltung erklärt. Das „Rednerpult“ ist seither ein „Redepult“, aus „Wählern“ wurden „Wählende“. Die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ soll von den Mitarbeitern der niedersächsischen Landeshauptstadt ebenfalls vermieden werden. Denn so könnten sich Personen diskriminiert fühlen, die sich „nicht als Frau oder Mann selbst beschreiben“, heißt es. Man greift in Hannover auch auf den Genderstern (Bürger*innen) zurück.
Auf die Sprachvorgaben der Stadt habe es „viel negatives Feedback gegeben, das kritisch bis beleidigend war“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Friederike Kämpfe (Grüne). In den Sitzungen des Stadtrats und der Ausschüsse verweigert die AfD regelmäßig dem Protokoll die Zustimmung, weil dort auch die Äußerungen der AfD-Ratsleute gegendert werden, obwohl diese Wert darauf legen, dass sie in ihren Redebeiträgen nicht gegendert hätten. Da die Gender-Sprachregelungen der Stadt Hannover nicht im Einklang mit dem amtlichen Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung stehen, werden bisweilen sogar Zweifel an der Gültigkeit städtischer Entscheidungen geäußert.
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