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Streit bei der AfD : „...dann kann es ein Kampf bis aufs Messer werden“

Bernd Kölmel: „Die AfD wird überall nur noch mit Asyl und Einwanderung verbunden. Die anderen Themen kommen nicht mehr vor. Da muss es ein Umdenken geben.“
Bernd Kölmel: „Die AfD wird überall nur noch mit Asyl und Einwanderung verbunden. Die anderen Themen kommen nicht mehr vor. Da muss es ein Umdenken geben.“ : Bild: Marcus Kaufhold

Gauland: Aber, Entschuldigung, Herr Kölmel, wir können uns die Themen doch nicht nach Belieben aussuchen. Die Menschen lesen in jeder Zeitung, dass Millionen von Flüchtlingen nach Europa kommen. Da sagen mir Menschen auf der Straße: Sorgen Sie dafür, dass diese Menschen nicht alle nach Deutschland kommen und dort bleiben. Das ist das Thema. Das können Sie nicht verändern.

Herr Gauland, Sie haben mal gesagt: „Mir ist egal, wer uns wählt.“

Gauland: Stimmt.

Ist Ihnen das auch egal, Herr Kölmel?

Kölmel: Nein. Man kann natürlich nicht alles verhindern. Aber wenn jemand rechtspopulistische Positionen einnimmt, um Wähler aus dem rechten Spektrum zu kriegen, dann stört mich das. Das halte ich Ihnen vor, Herr Gauland.

Herr Gauland hat einmal gesagt, die AfD müsse Menschen erreichen, die die Partei nur deshalb wählen, weil sie „dem Volk populistisch aufs Maul schaut“.

Gauland: Richtig.

War das etwa kein Bekenntnis zum Rechtspopulismus?

Gauland: Ich kann nicht sehen, was daran rechts sein soll, dem Volk aufs Maul zu schauen. Populistisch bestimmt. Aber populistisch heißt für mich weiter nichts wie schauen, was die Bevölkerung will.

Gauland spricht, Kölmel hört  zu: „Wenn ich sage, der Islam gehört nicht zu Deutschland, will ich das sagen dürfen...“
Gauland spricht, Kölmel hört zu: „Wenn ich sage, der Islam gehört nicht zu Deutschland, will ich das sagen dürfen...“ : Bild: Marcus Kaufhold

Populismus heißt auch, Ängste zu schüren, um Wahlen zu gewinnen.

Gauland: Populismus heißt, stärker die Nöte und Sorgen der Menschen zu akzeptieren. Nehmen Sie die Debatte über Asylbewerberheime. Man kann Xenophobie nicht dadurch reduzieren, dass man die Menschen zu etwas zwingt. Und wenn die Menschen sich gegen eine Willkommenskultur entscheiden, muss man das auch akzeptieren.

Stört es Sie, wenn Ausländerfeinde Ihnen zustimmen?

Gauland: Herrn Lucke würde das stören. Das darf einen aber nicht stören. Wer eine bestimmte Idee denkt, ist nicht schuld daran, dass sie von anderen, die überhaupt nicht denken, missbraucht wird.

Streiten die Parteiflügel wirklich über Positionen - oder bekriegen sich hier vor allem inkompatible Charaktere?

Kölmel: Wir haben Funktionäre, die durch den Erfolg charakterlich in Grenzbereiche gekommen sind. Durch das ewige Spiel von Vorwurf und Gegenvorwurf befinden wir uns als Partei in einer Abwärtsspirale. Und wenn wir aus der nicht rauskommen, werden wir sowieso scheitern. Deshalb ist es so wichtig, dass wir jetzt einen handlungsfähigen Vorstand wählen, der, was die Personen anbelangt, entweder aus den einen oder aus den anderen besteht. Damit meine ich nicht eine politische Gleichschaltung. Das ganze Spektrum der Partei muss abgedeckt sein.

Also sollte Herr Gauland nicht dem nächsten Bundesvorstand angehören?

Kölmel: Ich werde ihn in dieser Situation nicht wählen.

Gauland: Herr Kölmel, das ist doch genau das Problem. Herr Lucke hat in meiner Gegenwart gesagt: Ich will nicht, dass die Partei in die Hände von Frauke Petry und Alexander Gauland fällt. Da muss man erst mal schlucken. Jetzt sagen Sie: Da muss ein einheitlicher Vorstand her. Was wird das dann für eine AfD?

Kölmel: Entschuldigung, aber wenn jemand, der rechtspolarisierende Sprüche klopft, sagt: Ist doch kein Problem. Ich lass dich mit deinen liberalen Sprüchen, und du lässt mich mit meinen rechten Sprüchen, dann kann diese Mischung nicht aufgehen.

Herr Gauland, können Sie sich vorstellen, bei der Vorstandswahl für Herrn Kölmel zu stimmen?

Gauland: Wenn sich ein Bundesvorstand entwickelt, der die Flügel zusammenführt, habe ich kein Problem mit Herrn Kölmel als Person. Wenn aber eine Seite die andere aus der Partei drängen will, dann kann es ein Kampf bis aufs Messer werden.

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