Kontroverses Zitat : Gauland bestreitet Äußerung über Boateng nicht mehr
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Unbestritten: In einer E-Mail an Parteifreunde erklärt AfD-Vize Gauland seine kontroverse Äußerung. Bild: Reuters
Der Leugnung folgt nun das Eingeständnis des AfD-Vizes, dass er doch über Jerome Boateng gesprochen hat. Die Schuld für die Aufregung sieht er trotzdem nicht bei sich.
In der Diskussion über seine Äußerungen zu dem Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng bestreitet der stellvertretende AfD-Vorsitzende Alexander Gauland nicht mehr, den von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) veröffentlichten Satz gesagt zu haben. In einer E-Mail an alle Parteimitglieder, die am Montagabend verschickt wurde, schrieb Gauland, das Zitat „mag“ gefallen sein. Später schreibt er, die „ansonsten richtigen Aussagen“ hätten erst durch die Überschrift „Gauland beleidigt Boateng“ den „Dreh ins Fremdenfeindliche, Rassistische“ bekommen. Gauland behauptet allerdings weiterhin, seine Äußerung sei in einem als „vertraulich klassifizierten Hintergrundgespräch“ gefallen. Diese Darstellung weist die F.A.S. als unrichtig zurück, seit Gauland diese Behauptung aufgestellt hat.
Die F.A.S. hatte am Sonntag eine Äußerung Gaulands über Boateng veröffentlicht: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Gauland reagierte um 10.56 Uhr mit einer Pressemitteilung, in der er schrieb: „Ich habe in einem vertraulichen Hintergrundgespräch die Einstellung mancher Menschen beschrieben, aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt sind.“ Schon am Sonntagabend äußerte er sich in der ARD wieder anders: „Ich habe nur deutlich gemacht – und dabei mag der Name Boateng gefallen sein, möglicherweise von den F.A.Z.-Kollegen, denn ich kenne mich im Fußball gar nicht aus – dass es viele gibt, die Fremde in ihrer Nachbarschaft nicht für ideal halten.“ Wieder einen Schritt weiter ging er am Montag, als er dem ZDF sagte, um zu zeigen, dass Menschen in ihrem „Heimatgefühl nicht von zu viel Fremdem bedrängt“ werden wollten, sei Boateng „das falsche Beispiel“ gewesen, weil der Deutscher sei.
Am Montagabend verschickte Gauland dann die E-Mail an die „Lieben Parteifreunde“. Zunächst spricht er darin davon, dass es in dem Gespräch mit der F.A.S. um den „ungebremsten Zustrom raum- und kulturfremder Menschen“ gegangen sei. Dann schreibt Gauland: „Ich kann heute nicht mehr sagen, wer zuerst den Namen Boateng in den Mund genommen hat – ich bilde mir ein, es war einer der beiden F.A.Z.-Redakteure.“ Tatsächlich hatten seine Gesprächspartner ihn nach Boateng gefragt. Gauland hatte dann so geantwortet, wie er zitiert wurde. In der E-Mail schreibt Gauland über seine Äußerung: „Ich habe dem keine Bedeutung beigemessen, da das Gespräch nicht zur Veröffentlichung bestimmt war.“
Bedauerlicher Schaden für die Partei
Letzteres bestreitet die Zeitung nach wie vor. Gauland hatte nur in dem Teil des Gesprächs um Vertraulichkeit gebeten, in dem es um Parteiinterna ging. Aus diesem Teil wurde wie vereinbart nichts zitiert. Gauland hatte auch nicht verlangt, ihm einzelne Zitate zur Autorisierung zu schicken. In seiner E-Mail an die Partei hatte er auch nicht behauptet, dieses gefordert zu haben, sondern lediglich gesagt, das sei nicht geschehen.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ebenso wie diese Zeitung haben schon wiederholt Gespräche mit dem stellvertretenden AfD-Vorsitzenden vor dem Verfassen von Artikeln über die AfD geführt. In beinahe sämtlichen Gesprächen seit Gründung der AfD bat Gauland nicht um eine nachträgliche Autorisierung von Zitaten. Eines der jüngeren Beispiele ist eine umfassende Berichterstattung in der F.A.S. zum Umgang der AfD mit dem Islam und zum Verhältnis der Partei zum französischen Front National. Im April hatte die F.A.S. zu diesem Zweck mit Gauland gesprochen und ihn ausführlich zitiert, ohne die Zitate vorzulegen. Von Gaulands Seite gab es damals keinerlei Beschwerden.
Am Ende seiner E-Mail drückt Gauland den Mitgliedern sein Bedauern aus. „Ich bedaure, dass der Partei objektiv durch den Bruch aller Regeln ein Schaden entstanden ist und kann mich nur bemühen, diesen Schaden durch Nachfolgegespräche möglichst klein zu halten.“