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Auftritt im Bundestag : Petrys traurige zwei Minuten

  • -Aktualisiert am

Bild: Deutscher Bundestag

Seit sie der AfD den Rücken gekehrt hat, ist es ruhig geworden um Frauke Petry. Selbst auf der ganz großen Bühne.

          1 Min.

          Keine lange Zeit sind 120 Sekunden, aber trotzdem passiert in zwei Minuten ziemlich viel. Zumindest global gesehen: 500 Babys kommen zur Welt, angeblich wird rund 30 Millionen Mal eine Toilettenspülung betätigt. Frauke Petry dürfte an diesem Morgen um 9.46 Uhr gefühlt haben, dass ihre folgenden zwei Minuten in die etwas bedeutungsärmeren zwei Minuten der Weltgeschichte eingehen würden.

          Niemand klatscht, als sie zum Pult des Bundestags geht. Ohne Manuskript beginnt sie ihre Rede im Plenum. Die Debatte dreht sich um einen Gesetzentwurf der Union. Die will den Familiennachzug weiter aussetzen. Nun darf auch die fraktionslose Abgeordnete Frauke Petry dazu reden. Sie wolle ihre kurze Zeit nutzen, um etwas klarzustellen, sagt sie.

          Die Redezeiten im Parlament werden nach einem komplizierten System ausgehandelt. Nach Meinung der Opposition bevorzugt das über die Maßen die Fraktionen der geschäftsführenden großen Koalition. Und ganz am Ende der Rednerkette stehen die beiden Abgeordneten ohne Fraktion, Petry und Mario Mieruch.

          120 Sekunden reichen Petry völlig aus, um ein paar Seitenhiebe zu verteilen: Gegen Katrin Göring-Eckhardt, gegen Innenminister Thomas de Maizière und andere. Lang genug ist die Zeit auch, um ihre Ansicht zu wiederholen, dass in der Debatte einmal mehr nicht richtig unterschieden werde zwischen „Flüchtlingen, Asylbewerbern und illegalen Migranten“. Dann noch schnell der Hinweis, dass Parlament und Regierung an dieser unscharfen Begrifflichkeit schuld seien. „Dieses Versagen muss ein Ende haben.“  Aber zustimmen werde sie trotzdem – „unter Schmerzen“. Immerhin gehe der Entwurf in die richtige Richtung, wenn auch bei weitem nicht weit genug. Dann hat Petrys Redezeit ein Ende.

          Vier Jahre, aufgeteilt in 120 Sekunden

          Die Mini-Zeitfenster im Plenum sind nicht der einzige Nachteil der Fraktionslosen Petry: Sie darf in Ausschüssen zwar mitreden, aber nicht mitentscheiden. Gesetzesinitiativen darf sie auch nicht starten. So wird Petrys Arbeit als Mitglied des Bundestags zu großen Teilen aus Zuhören bestehen.

          Am Ende ihrer zwei Minuten – 125 Sekunden dauert ihre Rede sogar – bedankt sich Petry für die kaum vorhandene Aufmerksamkeit. Nur wenige Abgeordnete klatschten. Der nächste, bitte. Vier Jahre können ganz schön lang werden, wenn man sie in Schritte von 120 Sekunden aufteilen muss.

          In einer früheren Version dieses Textes hatte es geheißen, nach der Rede von Frau Petry habe niemand geklatscht. Das ist falsch. Einige Sekunden später applaudierten einige Abgeordnete in den hinteren Reihen der AfD-Fraktion.

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