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Ungeimpfte Pflegekräfte : Fluten Impfgegner Zeitungen mit gefälschten Stellengesuchen?

In vielen Anzeigenteilen der Tageszeitungen sind auffällig ähnliche Stellengesuche aufgetaucht. Bild: imago images/Sylvio Dittrich

Zuletzt häuften sich die Stellengesuche angeblich ungeimpfter Mitarbeiter des Gesundheitswesens massiv. Vieles spricht dafür, dass sie nicht echt sind, sondern Teil einer Impfgegner-Kampagne.

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          „Krankenschwester (24 J.) ungeimpft, sucht ab 16.3. aufgr.polit.Entscheidung neue berufl.Herausforderung“ oder „Medizinische Verwaltungsangestellte, stresserprobt, fröhlich, genesen und C-impfstofffrei sucht neuen Wirkungskreis ab 16.3.2022“. So lauten Stellengesuche, die am Samstag auf Seite 2 des „Oberlausitzer Kuriers“ erschienen, und zwar so viele wie noch nie. Mehr als 120 Anzeigen ähnlichen Inhalts sind in dem kostenlosen Anzeigenblatt, das in Bautzen erscheint, zu finden.

          Timo Frasch
          Politischer Korrespondent in München.
          Stefan Locke
          Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

          Auf den ersten Blick scheint das nicht ungewöhnlich, gilt doch von Mitte März an die Impfpflicht fürs Gesundheits- und Pflegepersonal. Und da nach Schätzungen in Krankenhäusern und vor allem Pflegeheimen in Sachsen mehr als ein Drittel der Mitarbeiter nicht gegen Covid-19 geimpft ist, müssten sich diese Menschen einen neuen Job suchen.

          Doch unter den angegebenen Kontaktdaten – meistens Mo­bilfunknummern, zum Teil E-Mail-Adressen und Chiffren – seien bisher kaum Arbeitssuchende zu finden, berichtete zunächst der rbb. Tatsächlich sind zahlreiche Telefonnummern ein oder zwei Zahlen zu kurz oder zu lang, andere wiederum ausgedacht. Bei einer Anzeige fehlt jeglicher Kontakthinweis. Ist das also eine konzertierte Aktion, um die Impfpflicht zu verhindern?

          Auch andere Zeitungen betroffen

          Auch in anderen Teilen Deutschlands sind ähnliche Fälle aufgefallen, etwa in den Zeitungen „Fränkischer Bote“ und „Traunsteiner Tageblatt“. Das Portal „t-online“ berichtet, dass sich Impfgegner im Messenger-Dienst Telegram abgesprochen hätten, am 29.1. die „Heilbronner Stimme“ mit Stellengesuchen ungeimpfter Pflegekräfte zu „fluten“.

          Der Verdacht liegt also nahe, dass die überwiegende Mehrzahl dieser Stellengesuche gefälscht ist. Der Verlag des „Oberlausitzer Kuriers“ erklärte auf Anfrage der F.A.Z., dass die meisten Anzeigen online aufgegeben wurden und die Bankverbindungen „plausibel den Auftraggebern zuzurechnen“ seien. Der Preis je Anzeige liege zwischen elf und 20 Euro, Verstöße seien nicht festgestellt worden, lediglich „wenige Anzeigen mit direkten politischen Botschaften“ habe man abgelehnt.

          Just am Montag jedoch hätten sich „zahlreiche Auftraggeber dieser Anzeigen“ gemeldet und erklärt, „aus Furcht vor ihrem Arbeitgeber und der Öffentlichkeit“ die Daten zur Kontaktaufnahme verfälscht zu haben. „Wir als Auftragnehmer verurteilen die Verfälschung von Telefonnummern ausdrücklich!“, erklärte dazu die Geschäftsleitung, die zudem zurückweist, „Ideen- oder Auftraggeber“ der Anzeigen zu sein.

          Spur führt zu Telegram

          Die Zeitung „Fränkischer Tag“ teilte am Wochenende mit, dass zuletzt mehr als 50 Leute, angeblich ungeimpft und im Gesundheitssektor beschäftigt, Anzeigen aufgegeben hätten, die dann am Samstag erschienen sind. Bei Stichproben sei man zwar nicht auf gefälschte Telefonnummern oder Biographien gestoßen. Die Häufung „von sich ähnelnden Inseraten“ sei aber „ungewöhnlich“, sagte ein Teamleiter der zuständigen Abteilung. Das gilt auch für die benutzte Sprache. So kam das Wort „Wirkungskreis“ auffallend häufig vor.

          Nach Darstellung der Zeitung führt eine Spur zur Bamberger „Stay Awake“-Gruppe, die nach eigenen Angaben 2020 entstanden ist, „aufgrund einer immer stärker werdenden Repression gegen die Bürger und Unternehmer seitens des Staates, die durch ein faktisch nicht nach­vollziehbares Pandemiegeschehen begründet ist“. Im Telegram-Kanal der Gruppe seien ungeimpfte Pflegekräfte aufgefordert worden, den „Fränkischen Tag“ mit Stellenanzeigen zu „fluten“ – auch hier fällt die Wortgleichheit auf.

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