Die Vielflieger der Bundesregierung
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Klimawahnsinn? Besonders Beamte des Umweltministeriums reisen häufig zwischen Bonn und Berlin hin und her. Bild: dpa
Die Verbindung zwischen alter und neuer Hauptstadt ist die am meisten genutzte Route im innerdeutschen Flugverkehr. In Bonn würde man einem Abzug der zugesicherten Ministerialbürokratie zustimmen. Doch dafür wird eine Gegenleistung erwartet.
Die Verbindung von Bonn nach Berlin ist die am meisten beflogene Route im innerdeutschen Flugverkehr, im aktuellen Sommerflugplan bieten die Gesellschaften Eurowings, Easyjet und Ryanair rund 1,2 Millionen Sitzplätze auf dieser Verbindung an. Dass die Pendelflüge deutscher Ministerialbeamter wesentlich zu diesem Verkehrsaufkommen beitragen, war im Juli durch die Mitteilung aufgefallen, dass ausgerechnet das Bundesumweltministerium eine hohe Zahl von Flugreisen seiner Beamten zwischen den beiden Städten registrierte; 1755 Flüge aus dienstlichem Grund waren es im ersten Halbjahr. Das provozierte Kommentare und Reaktionen, die abermals an dem verwaltungstechnischen Unikum rüttelten, an das sich die Bundesrepublik seit zwei Jahrzehnten gewöhnt hat: der Aufteilung der Bundesregierung – oder besser ihrer Ministerialbürokratie – auf zwei weit voneinander entfernte Standorte: Bonn und Berlin.
In der sommerlichen Hitzewelle und vor der Kulisse des drohenden Klimawandels entfaltete die Reisestatistik des Umweltministeriums eine größere Resonanz, als ihr sonst zuteilgeworden wäre. Die Grünen-Abgeordneten Cem Özdemir und Jürgen Trittin plädierten dafür, die „Doppelhauptstadt“ aufzugeben, der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Johannes Kahrs äußerte sich ähnlich und behauptete gar, im Haushaltsausschuss des Bundestages – der die Kosten der doppelten Regierungsführung jährlich neu begutachtet – gebe es „eine große Mehrheit dafür, den Umzug von Bonn nach Berlin zu beschleunigen“. Der oberste Haushaltspolitiker der Unionsfraktion Eckhardt Rehberg sah die Sache nüchterner. Auch Rehberg stellte fest, „das Zwitter-Dasein muss irgendwann aufhören“, fügte aber hinzu, gegenwärtig „scheitert das an den politischen Realitäten“.
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