Neue Panne in Berlin : Hauptstadt-Flughafen braucht 600 neue Wände
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Flughafen Berlin-Brandenburg: In 600 Wänden wurde der falsche Baustoff verwendet. Bild: dpa
Die Pannenserie am Flughafen-Neubau in Berlin reißt nicht ab. Nun wird bekannt, dass hunderte Wände ausgetauscht werden müssen – weil sie ihren Zweck offensichtlich nicht erfüllen.
Keine Woche ist vergangen seit einer beunruhigenden Prognose des Berliner Flughafenchefs Karsten Mühlenfeld, schon wird der nächste Mangel auf der BER-Baustelle publik: 600 Wände müssen eingerissen werden. „Ich bin mir sicher, dass wir auch künftig auf Vorgänge aus der Vergangenheit stoßen, die auf den ersten Blick unfassbar erscheinen“, hatte Mühlenfeld am Mittwoch vergangener Woche gesagt.
Am Montag sagte er nun im Flughafen-Sonderausschuss des Brandenburger Landtags: „Wir haben eine gehörige Zahl von Wänden, die als Brandschutzwände definiert sind, aber so nicht gebaut wurden.“ Sie müssten neu gebaut werden, weil unzulässigerweise Gasbetonsteine verwendet wurden. Zuletzt hatte der Flughafen bestätigt, dass im Hauptterminal 15 Ventilatoren unter dem Dach montiert sind, die schwerer als geplant sind.
Mühlenfeld rechnet mit Verzögerungen von drei bis vier Monaten. Den Plan, die Bauarbeiten bis zum Frühjahr 2016 abzuschließen, muss er wohl aufgeben. Wegen Zeitpuffern in der Testphase sei der geplante Eröffnungstermin im Herbst 2017 aber „erreichbar“.
Macht ein Abriss Sinn?
Einen von dem uckermärkischen CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Koeppen ins Gespräch gebrachten Neubau des Airports lehnt die Brandenburger Landesregierung ab. „Was hier plakativ von politischer Seite vorgebracht wird, hilft nicht weiter“, sagte der Flughafenkoordinator der Landesregierung, Rainer Bretschneider. „Es erhöht die Zeitprobleme und es erhöht die Kostenprobleme.“ Koeppen hatte in einem Zeitungsinterview geäußert: „Wenn wir wirklich nicht weiterkommen, muss man das Gebäude entweder entkernen - das heißt: den Beton stehen lassen und innen alles neu machen - oder man baut wirklich neu.“
Ein Abriss und Neubau würde mindestens fünf bis sieben Jahre dauern, erläuterte Bretschneider, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft ist. Hinzu käme eine neue Planfeststellung, gegen die in zwei Instanzen prozessiert werden könne. „Ich akzeptiere, dass der Bürger und unsere Politiker langsam die Schnauze voll haben von den Hiobsbotschaften,“ sagte Bretschneider. „Aber ich verlange auch, dass wir uns wieder sachgerecht äußern und zurückkommen zu Lösungen.“ Mühlenfeld schlug in die gleiche Kerbe. „Diskutieren kann man das nur, wenn man glaubt, man kann noch zehn Jahre mit Tegel und Schönefeld-Alt leben.“